FKK Artemis A³ II - Die XXL - Berichte starten endlich ...

Dieses Thema im Forum "Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin" wurde erstellt von Römer 24380, 26. Oktober 2020.

  1. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Endlich … liebe Freunde und verehrtes Kollegium,
    heute der XXL – Bericht der letzten drei Besuche und die Zusammenfassung dessen, was seit 15. Oktober so geschehen ist …

    Vorab – noch immer bin ich diesbezüglich massiv beeinträchtigt, habe aber durch moderne Technik zumindest einen Weg finden können, welcher es mir ermöglicht, auf halbwegs gewohnte Art und Weise meiner Berufung bezogen auf die Niederschrift diverser Texte via Computerarbeit nach zu gehen und somit meine Firma auch per Eigenbemühung wieder stärker zu entlasten.

    Folglich ist es nun mehr auch wieder möglich, im Forum, berichte – technisch, eine Aktualisierung vorzunehmen, ehe die fortlaufende Zeit und die Häufung der bisher aufgelaufenen Besuche eine Nachbetrachtung nur möglich machen würde, wenn dies als Netflix-Serie ab nächsten Monat im Bezahlsender erscheint.

    Im Ernst: Es wird Zeit, mich zu ein paar Dingen zu äußern, ehe dies so viel wird, dass man dessen nicht mehr Herr werden kann und die chronologischen Geschehnisse zu weit voran schreiten.

    Dieser Thread wird auch derjenige sein, welcher immer wieder aktualisiert wird, da ich denke, dass es günstiger anmutet, nicht einen einzigen Text zu veröffentlichen, der in seiner Größe den trans - alpinen Alpen Konkurrenz machen könnte und man somit Gefahr läuft, den interessierten Leser schlichtweg lyrisch zu erschlagen.

    Donnerstag, 15. Oktober im Jahre 2020 … Bürokomplex …

    Es ist faktisch exakt 6 Uhr, als ich meinen Wagen auf den Parkkomplex in der Innenstadt von Dresden lenke und Richtung Seiteneingang meines Büros flaniere.
    Ich blicke in einen trostlosen und bewölkten Himmel, welcher seiner Tristesse auch in Form von ergiebigem Niederschlag Gestalt verlieh.
    Ein gespenstischer Nebel umgab mich bereits, als ich meine Häuslichkeit verließ und begleitete mich fortan bis in den innerstädtischen Einzugsbereich der sächsischen Hauptstadt.

    Als ich den Knopf des Fahrstuhls betätige, fällt mir ein, dass ich heute wohl erst relativ spät mit meinem Geschäftspartner rechnen kann, da dieser, wie am Mittwoch angekündigt, noch zu einem Termin bei seinem Hausarzt weilte.
    So entschloss ich mich, das Arbeitspensum des heutigen Tages via Flipchart zu verteilen, da mein eigentliches Hauptziel für die nächsten Stunden das FKK Artemis darstellte.
    Via Internet und Telefon hatte ich mich mit diversen Kollegen im Club verabredet und wollte, der Tugend der Könige gleichsam, in Puncto Pünktlichkeit, keine Kritik aufkeimen lassen.

    In mein Tagwerk vertieft, höre ich einen Schlüssel und erblicke wenig später Helmut neben mir.
    Die aufmerksamen Leser meiner Tagebücher werden sofort wissen, wer damit gemeint ist, für diejenigen, denen dieser Name kein Begriff ist, sei erklärt, dass es sich dabei um meinen Kompagnon und Mitbegründer unserer Company handelt.

    Es scheint, als stünde dieser Tag unter keinem besonders guten Stern und auch die sonst doch eher milde herab – lächelnden Götter hatten sich wohl dazu entschlossen, mich in weiter rieselnden Zeit nicht mit ihrem Segen zu begünstigen.
    Justizia, welche mit verbundenen Augen das Schicksal der Menschen lenkt, hatte anscheinend meine Person auf die für mich verhasste falsche Waagschale befördert und somit einen Mechanismus in Gang gesetzt, von dessen Folgen noch Vieles zehren sollte.

    Das Gesicht von Helmut verheißt keine positiven Neuigkeiten und seine Diagnose ist ungleich besser. Nach einem kurzen Dialog entschließen wir uns, die Leitung an Mia und Charlott´ zu übergeben, welche kurz darauf auch eintrafen.

    Wieder auf dem Parkplatz …

    Es ist gegen 7. 30 Uhr, als ich, mit einem kurzen Zögern, ob die Entscheidung auch richtig war, in mein Auto steige und die Autobahn in Richtung Berlin passiere.

    Auf eben jener …

    Michael Patrick Kelly läuft im Radio und ich drehe die Musik lauter, als die Wasserflasche, die ich einhändig öffne, beinahe übersprudelt. Mit einem Tempo tupfe ich die Flüssigkeit auf, welche sich ihren Weg in die Mittelkonsole bahnen konnte.

    Kurz vor Calau, überhole ich einen wunderschönen Show – Truck, welcher von einer attraktiven Dame gelenkt wird.
    Das Klischee, dass alle Frauen, welche den Beruf als LKW – Fahrerin ausüben, auch aussehen müssen, als würden sie in der kanadischen Wildnis Baumstämme per Eigengewicht hieven, kann man in keinem Falle bekräftigen.

    Eine gute Freundin, welche in diesem Sektor ebenfalls zu Hause ist, kann man seit einiger Zeit auf Kabel 1 betrachten, wo ihre Überführungen von PS-starken Lastkraftwagen mit der Kamera begleitet werden und wo kein Mensch denken würde, beim optischen Ersteindruck, dass ausgerechnet dieses zarte Geschöpf die ganze Woche auf dem Bock sitzt.

    Berlin, … Höhe Ku – Damm, Schwarzbacher Straße, …

    Als ich auf die ARAL einbiege, sehe ich einige seltsame Gestalten, welche sich in Nähe der Autowaschanlage sammeln.
    Diese wirken, als wollten sie ein Haus besetzen und haben ein entsprechendes Erscheinungsbild.
    Als ich meinen BMW, mit dem ich heute unterwegs bin, mit Diesel befülle, treffen mich einige verächtliche Blicke und der ein oder andere dumme Spruch wandert gen Zapfsäule drei.
    Provokant richte ich meine Krawatte und nicke freundlich hinüber, ehe ich in das Innere der Tankstelle steuere und meine Kraftstoffrechnung begleiche.

    Wieder draußen, entferne ich die Verpackung der Kaugummis, welche ich mir gerade gekauft hatte und werfe das Plastik in den dafür vorgesehenen Müllbehälter.
    Eben dort kollidiere ich beinahe mit einem Mädchen, deren Haarfarben den halben Regenbogen abdecken dürften und die ihre Nase rümpft, als wir in gleicher Höhe stehen.

    „Was ist denn dein Problem?“ - frage ich sie.

    „Scheiß Bonze. Scheiß Gesellschaft. Du bist nur ein Mitglied im System.“

    „Und du denkst, du änderst etwas, indem du dich mit diesen verkommenen Schießbudenfiguren da drüber vor einer Waschanlage triffst? Und dann? Was habt ihr vor?“

    „Widerstand! Man muss sich wehren.“

    „Gegen was denn? Möchtest du einen Kaugummi?“

    „Nee. Widerstand halt Alter.“

    „Verstehe. Corona? Oder so richtig cool Anti-Alles?“

    „Mieten, Unterdrückung, Nazis, Corona. Verstehste eh nicht. Solche Leute wie du verstehen das nicht, weil sie es im Leben zu nichts gebracht haben Alter. Systemkriecher Alter.“

    „Alles klar. Von uns beiden bin ich derjenige, der nichts erreicht hat. Du stehst hier, 10 oder 11 Uhr, halb besoffen, siehst aus wie eine abgewichste Vogelscheuche und willst mir das Leben erklären. Gut, dass akzeptieren wir mal so. War nett dich kennenzulernen.“

    Hinter meinem Wagen steht bereits ein Smart, wo die Fahrerin genervt auf das Lenkrad trommelt.
    Ich steige ein, pushe den Startknopf und rolle vom Areal in Richtung des Saunaclubs gen große Kreuzung und Ampel, welche glücklicherweise direkt auf Grün springt.

    Es ist gegen 10. 50 Uhr, als ich auf einem meiner Lieblingsparkplätze den Wagen zum finalen Stehen bringe.
    Inzwischen haben auch einige Damen „herausgefunden“, dass ich da sehr oft stehe und meine Anwesenheit sozusagen schon vor Betritt des Clubs die Runde machte.
    Es ist erstaunlich, wie berechenbar man teilweise geworden ist und man kann dem nur entgegen steuern, indem man gewohnte Rituale verändert, mit diesen bricht – oder, was genauso „erfolgreich“ ist, einfach damit lebt, einen gewissen „Insiderstatus“ zu besitzen und eine bekannte Persönlichkeit in der Szene darzustellen.

    Vor dem Club … und wenig später darin ...

    Vorsorglich öffne ich die Wasserflasche, indem ich sie aus der Fahrertür ins Freie halte.
    Wie erwartet, erhebt sich kein Tropfen und ich nippe daran, als mein Clubfreund Petronius per pedes in meine Richtung federt.

    Wir begrüßen uns, aktualisieren die derzeitige Infektionslage besonders um den Hotspot Berlin und betreten wenig später die heiligen Hallen der Artemis, welche bereitwillig ihren Gästen Einlass gewährt.
    Da die Göttin selbst in einem Hain zu weilen scheint, empfängt uns ihre irdische Vertreterin Jacky, welche uns mit guter Laune in den Tag geleitet.
    Wir scherzen ein wenig, tauschen Geld gegen Zutrittsbändchen und erhalten die so vertrauten Textilien, mit denen man sich von der Außenwelt in die Gefilde des Paradieses transformiert.
    Es ist interessant, dass meine Stammspindnummer selbst von dieser Dame behalten wurde, welche mich – in Summe gezählt – noch nicht so oft eingelassen hatte.

    Ich verstaue alles, was ich den Taschen habe – und irgendeinen Wert darstellt, im Mini – Safe und sehe eine kleine Blondine an mir vorbei huschen, welche mich leise grüßt.
    Gabi? Jessica?
    Es ging so schnell, dass ich nicht einmal einen Dialekt zuordnen konnte, geschweige denn einen Blick auf Figur oder Haarlänge erhaschen konnte, sodass dies für mich das erste Rätsel darstellte.

    Sicher, ist es normal, Gäste zu grüßen, wenn man an denen vorbei läuft, aber, da ich mit meinem richtigen Namen angesprochen wurde, muss mich diese Lady ja intensiver kennen als andere.
    Mit einer zur Hand geballten Faust begrüße ich die Dame in der Reinigung via dezentem derzeit üblichen „Abfausten“ der rechten Hände, welche an dem Schuhregal Position bezogen hatte.

    Umkleide …

    Während ich mein Hemd aufknöpfe, höre ich einen ohrenbetäubenden Ruf meines Namens, welcher von ganz vorn, in Waschbeckennähe, bis zur letzten Reihe der Klamottenspinde hallt.

    „Toll, nun weiß wirklich jeder wie ich heiße.“ - äußere ich mit einem Lächeln in Richtung des Kollegen, welcher sich gerade in der für ihn typischen Art und Weise Gehör verschafft hatte.

    „Als ob hier nicht sowieso jeder alles über dich wüsste.“ - kontert er.

    „Das mag ja sein, aber deswegen muss man das ja nicht per Megafon durch Charlottenburg schreien.“

    Petronius bemängelt, dass in dessen Schränkchen nur ein Bügel hängt und versucht, aus einem anderen diesen Verlust auszugleichen. Sein Bemühen ist allerdings vergebens, da so ziemlich alle seit der Umstellung von manueller Drehung zum Chip stetig verschlossen sind.

    Ich bin als Erster fertig und nehme eine erfrischende Dusche, während die anderen noch mit Umkleiden beschäftigt sind.
    Ein Chinese tritt in die Nasszelle und stellt sich genau unter einen Duschkopf, welcher mit Absperrband versehen wurde.

    „Funktioniert nicht...“ - sage ich und deute auf den doch eigentlich sichtbaren Hinweis.

    „Sorry?“ - meint er und mustert mich mit großen Augen.

    „Doesn´t work ...“ - probiere ich es auf Englisch.

    „Oh … why?“ - fragt er mich.

    „Corona ...“ - fasse ich zusammen und seife mich ein, verwundert der Tatsache, dass ich dort nicht in Hausmeistertätigkeiten eine Anstellung habe, um derartige Gesellen mit der Beantwortung von Sanitärfachfragen zu informieren.

    Er rückt rüber und kann nun auch seinen Leib waschen.
    Inzwischen ist auch meine kleine Kohorte aufgerückt und wir nähern uns nach Säuberung dem obligatorischen Frühstück.

    Clublounge, Restaurant …

    Ich stoße die Tür aus den Angeln und betrete die noch fast gänzlich verwaiste Lounge.
    Wie automatisch gesteuert, drehe ich mein Haupt gen vordere Sofas und entdecke dabei Tatjana und Raisa, welche sich auf der ersten Couch niedergelassen hatten.
    Auch Virginia sitzt bereits an der Bar und verkostet ein Heißgetränk, während eine Gruppe in Handtuch gehüllter Damen wieder Richtung Umkleide marschiert.

    Durch die Glastür lässt sich erahnen, dass im Gastro – Bereich eine längere Wartezeit anstehen könnte, da ein paar Mädels bereits in der Schlange stehen und es nicht wirklich voran geht.
    Da es uns zu blöd ist, uns dahinter einzureihen, lassen wir uns auf dem Sofa davor nieder und warten geduldig, bis beispielsweise Elisabeth und Nikita, scheinbar gestärkt, dass Restaurant verlassen.

    Zwischendurch hegen wir auch den Gedanken, eine Schwitzpartie einzulegen, ehe wir unsere hungrigen Mägen befüllen, was aber sogleich gecancelt werden kann, da ein weiterer Schwung Frauen aus der Pforte tritt.
    Man kennt meine Gewohnheiten, Rühreier, ein bisschen Bacon, dazu eine Tomate, etwas Gurke und einen Fruchtjoghurt. Meine Begleiter gönnen sich ein Schlemmerfrühstück mit allerlei Wurst und Käse, Croissants mit Nutella und süßer Konfitüre.

    Ich blicke in zufriedene Gesichter, während ich meinen Becher Multivitaminsaft leere.

    Wieder in Lounge …

    Gesättigt, beseelt und „kampfbereit“ entern wir den Hauptraum, um die weitere Vorgehensweise bei einem Kaffee zu besprechen.
    Rosalie nickt uns freundlich zu und auch einige andere Damen haben sich inzwischen ihrer Berufung entsprechend in „Schale“ geworfen.

    Anja entdeckt mich, ich flaniere zu ihr, um sie angemessen zu begrüßen.
    Da wir noch auf weitere Clubbrüder warten, entschuldige ich mich bei ihr, mit dem Vermerk, dass wir alles weitere ein wenig später klären werden.
    Zu dieser Zeit dachte ich nicht im Traum daran, dass es vielleicht gar kein „später“ mehr geben könnte und dass drei Stunden darauf mein Dasein im Club vollkommen anders werden würde als zu dieser unbedarften Sekunde angenommen.

    Wie wichtig manches ist, merkt man leider oft erst, wenn es einem fehlt oder abhanden kommt und der Verlust der Sache belehrt ohne Gnade über den wirklichen Wert.

    Die folgenden Stunden …

    Ich absolviere eine ausgiebige Runde in der finnischen Sauna im Erdgeschoss, welche unglaublich gut tut und einen sämtliche Sorgen des Alltags auf Zeit zu berauben vermag.
    Auch wenn einem ein guter Schwall Aufguss leidlich fehlt, so reicht es dennoch, um nach alter Sitte der Antike ordentlich ins transpirieren zu gelangen.
    Nach etwa 8 Minuten, die ich alleine verbrachte, öffnet sich die Türe und die Stimme von Valbus reißt mich aus meinen Überlegungen.
    In trauter Zweisamkeit trotzen wir der aufsteigenden Hitze und sind froh, einige Unterhaltung darauf, unsere erwärmten Leiber einer angemessenen Kühlung auszusetzen.

    Wir aalen im Innenpool und zelebrieren den „La dolce Vita“ - Lifestyle in Perfektion, ehe die trockene Kehle ihren Tribut fordert.
    Abgetrocknet und im grauen Bademantel verpackt, steuere ich zu der Bar im Wellness – Bereich, wo mir ein Wasser mit Eiswürfeln und Zitrone überreicht wird.
    Wir belagern die Sofas und schwatzen angeregt über alle Themen des Erdballs, ehe Petronius einen Vorschlag unterbreitet, welcher meinen weiteren Aufenthalt verändern würde.

    Außenbereich …

    In jenen folgen wir unserem geschätzten Freund, welcher die Panoramasauna zu seiner Geliebten gemacht hatte.
    Und, zugegeben, bei größerer Gruppe, verteilt es sich darin natürlich tausendfach besser und man ist zu dieser Jahreszeit auch zumeist unter sich in geschlossener Gesellschaft.
    Wir lachen, analysieren und fachsimpeln, ehe nach und nach einige Kollegen nach draußen eilen, wo der nächste Schritt die Bevölkerung des Pools nach einer Dusche darstellen sollte.

    Es ist vergnüglich, sich in die Fluten zu stürzen, welche angenehm temperiert daher kommen.
    Valbus verlässt uns, um in den Eingeweiden des Clubs einen dampfenden Kaffee zu verkosten, sodass ich mit Petronius allein zurück bleibe.
    Nach ein paar Minuten, welche wir intensiv im Gespräch verbrachten, vermeldet meine Blase ihr Begehr und ich stemme mich am Beckenrand aus dem Gewässer.

    Da ich keine großen „Pläne“ aufweise, außer mich zu erleichtern, schlinge ich mir lediglich ein Handtuch um die Hüften und eile gen Toilette.
    Genau, als ich die Türe passiert habe – und mich zu meinem Clubbruder drehe – verliere ich in der Einschwenkbewegung gen links den Halt, indem ich auf den nassen Fliesen vollends wegrutsche und durch den Schwung unsanft auf den Boden pralle.

    Mein linker Arm – inklusive Ellenbogen – hatte die gesamte Wucht des Sturzes aufgefangen und auch mein Hinterkopf schmerzte, da ich mir diesen gleichsam aufgeschlagen hatte.
    Obwohl mein Arm wie die Hölle schmerzt, greife ich instinktiv nach meinem Kopf, indem ich mich mit der rechten Handfläche auf eine eventuelle Blutung einstelle, welche aber so nicht statt fand.
    Mein Schädel brummt, was aber relativ schnell nach lässt und ich mühe mich nach oben.

    Ich hoffe auf eine Prellung und wickele mir direkt ein Handtuch um die Aufprallstellen – als Stabilisierung, da ich mich fühle, als hätte ich ein Stück Porzellan jenseits meiner verlängerten Schulter gen Handfläche.
    Meine Finger kribbeln und es mutet an, als würde ein Volk von Soldatenameisen über meine linke Hand wandern.
    Unter dem Wasserhahn kühle ich mich ab und teste mich stetig selbst, welche Funktionen noch ohne größeren Schmerz von mir durchgeführt werden können.
    Als ich damit fertig bin, kann ich mir ehrlicherweise keinerlei grünes Licht geben, da so ziemlich jede Bewegung, die ich versucht habe, eine prompte und schockierend unangenehme Reaktion folgen ließ.

    Dennoch beschloss ich, dem Ganzen noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken und kehrte zurück in den Außenpool, wo mir mein Clubfreund aber direkt ansah, dass etwas geschehen sein musste.
    Es war mir nur möglich, das stille Gewässer zu verlassen, indem ich die Treppen nahm, wo ich doch meist in Höhe der Glasfront zur Sauna aus dem Becken schnelle.

    Ich trockne mich ab und quäle mich in meinen Bademantel, als ich auf die Idee komme, dass man mit etwas Kühlung vielleicht doch noch einen schönen Clubtag folgen lassen könnte …

    Fortsetzung folgt
     
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  2. Herrmann2020

    Herrmann2020 Römer

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    Moin Pharao,

    Jupiter sei gepriesen, es gibt neue Berichte! Das Leben hat wieder einen Sinn... :)

    Auf bald, ich bekomme schon wieder ein unglaubliches Fernweh nach Berlin!
    Herrmann
     
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  3. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Die frische Luft tut mir gut und ich blicke in den inzwischen vertrauten leeren Whirlpool, auf dessen Wasseroberfläche sich loses Laub sammelt.

    Es kommt mir vor, als wäre es ein früheres Leben, wo man noch in geselliger Runde unter den sprudelnden Blubberblasen wie Caesar im Thermalbad alle Lasten des irdischen Daseins vergessen konnte.
    Das rote Absperrband flattert im Wind und erinnert an einen Tatort, welcher von der Spurensicherung in aller Eile gesperrt wurde.
    Ich erinnere mich, wie vor allem Tschechin Shiva dort Kollegen erlegte, welche ihrem Reiz nicht widerstehen konnten.
    Heute Abend, in diesen Minuten, wirkt es eher wie das Endzeitszenario eines Apokalypse – Films, wo sich die Natur Stellung um Stellung zurück erobert.

    Petronius kommt zu mir, haut mir auf die Schulter und vergewissert sich meines Zustandes.
    Ich bin unsicher, was ich antworten soll, da ich einfach nur hoffe, dass dieses Dilemma in Kürze endet. So sehr ich mir dies auch einrede, so sehr werde ich gleichsam mit der Realität konfrontiert, als ich es kaum schaffe, meinen sich langsam öffnenden Bademantel wieder in Eigenregie zu schließen.

    Gastronomie – Bereich …

    Mit etwas wackeligen Beinen passiere ich die Stufen in Richtung Restaurant, wo ich die Türe mit der rechten Hand öffne und Jacky erblicke, welche gerade an einem Getränk nippt.
    Ich frage höflich nach einem Kühlpad und erhalte als Antwort, dass man so etwas leider nicht habe und ich stattdessen an der Bar etwas Eis ordern könne.
    Dem netten Hinweis folgend, betrete ich die Lounge.

    Clubraum …

    Noch immer ist recht wenig los und die Tagesatmosphäre im Artemis ist eher familiär und ruhig.
    Ich schätze diese Stimmung, da man sich dem Trubel des Abends im Kontrastprogramm gut in Unterhaltungen und Müßiggang ergeben kann, ohne schreien zu müssen oder sich stetig in Akquisegesprächen seiner Haut zu erwehren.

    Priscilla ordert ein Getränk und ich warte selbstredend, bis ich anschließend an der Reihe bin.
    Die nette Dame, deren Namen ich leider gar nicht erfragt habe, nimmt sich meines Anliegens an und schaufelt Eis in einen gelben Müllbeutel.
    Sie meint es gut und befüllt es fast dem Sack eines Weihnachtsmannes gleich bis zum Anschlag, sodass ich sie bitten muss, wieder etwas Inhalt zu entleeren.

    Natürlich betäubt die Kälte die ersten Hautschichten und eine vermeintliche Besserung stellt sich binnen weniger Sekunden ein.
    Nachdem man sich aber daran gewöhnt hat – und es fast unangenehm wird – kehren die Schmerzen zurück.

    Ein paar Damen fragen mich, was denn geschehen ist und ich antworte nur kurz und bündig.
    An meinem Wertschließfach checke ich meine Brieftasche, wo ich zumeist eine Schmerztablette für Notfälle im Kleingeldfach aufbewahre.
    Enttäuscht stelle ich fest, dass es sich dabei nur um eine Ibuprofen 400 handelt, welche wohl keinen besonders einstellenden Erfolg verheißen würde.

    Ich laufe wieder in Richtung Lounge, als ich auf Anja treffe, welche mich auch sofort anspricht.
    Dankenswerter Weise stockt sie meine Medikation um eine weitere Tablette auf, die ich an der Bar direkt einwerfe.
    Als ich auf dem Tresen lehne, fällt mir auf, dass ich meinen „Eisbeutel“ im vorderen Bereich des Clubs vergessen habe. Ich kann ihn gerade noch retten, als eine Dame der Reinigung dabei ist, diesen in den Papierkorb an den Waschbecken zu entsorgen.
    Sie fragt mich, was ich damit bezwecke und ich erkläre ihr die Sachlage.
    Kurz darauf marschiere ich wieder mit meinem Improvisationskältemittel in den Hauptraum, wo ich mich unten auf ein Sofa neben die Damen setze, welche ich als Bezugsgruppe schätzen lernen durfte.

    „Komisch, wenn du so still bist.“ - scherzt man mir entgegen und ich versuche natürlich, mich zusammen zu reißen.

    „Entschuldige, ich bin etwas abgelenkt, durch den Rauch, der aus meinem Unterarm kommt.“ - kontere ich und „drohe“ den „Wurf“ eines Eiswürfels an.

    Auch Petronius sitzt nun neben mir und berichtet von seinem geplanten Zimmer, welches zugunsten der österreichischen Lady Mandy vollzogen werden soll.
    Katja bietet mir noch eine stärkere Schmerztablette an, welche ich dankend bejahe und kurz darauf auch schlucke.

    „Hat sie noch eine?“ - frage ich in Richtung Anja und deute auf Katja, welche gerade an der Bar steht.

    „Spinnst du? Du nimmst nichts mehr. Du hast schon drei genommen!“

    „Hm, ich habe kein Schmerztablettenproblem mein Hase, ich habe ein Schmerzproblem.“

    „Lass doch erstmal wirken.“

    „Vielleicht sollten wir auf Zimmer gehen?“

    „Ist das dein Ernst?“

    „Sicher, hier unten wird überhaupt nichts besser.“

    Sie schüttelt den Kopf.

    „Sicher?“

    „Nein, aber ich brauche ein bisschen Ablenkung. Und was lenkt mich gerade besser ab als du?“

    Petronius zupft an meinem Arm.

    „Bist du bescheuert? Fahr ins Krankenhaus, vielleicht ist das gebrochen.“

    „Das mag sein, aber da will ich wenigstens vorher hier eine schöne Zeit gehabt haben.“

    „Alles in Ordnung?“ - fragt meine Dame.

    „Ja, eine Sekunde bitte, ich erkläre nur meinem Kumpel, dass mir meine Gesundheit gerade scheiß egal ist.“

    Rückblickend wäre es natürlich deutlich klüger gewesen, diesem Ratschlag zu folgen, anstatt noch Ewigkeiten auf den oberen Etagen zu wühlen.
    Es ist schwierig, der menschliche Verstand entwickelt ein Eigenleben, wenn günstige Faktoren auf das Gebot der Stunde treffen und der Zweikampf zwischen Vernunft und Verlockung geht zumeist an Letzteren, der zwar als zwischenzeitlicher Sieger triumphiert, letztendlich aber doch den großen Verlierer auf Dauer darstellt.

    Wie auch immer, meine Entscheidung war getroffen und ich federe nach oben.
    Am Ende der Treppen möchte ich auf den Desinfektionsspender drücken, was mir aber partout nicht gelingt. Als sich meine Gespielin zu mir dreht, überspiele ich das gerade „Erlebte“ und wechsle schnell die Hände, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich tatsächlich in einem derart desolaten Zustand nur das „Eine“ im Kopf hätte.

    Im Zimmer …

    Kurz nachdem wir die Räumlichkeit bezogen haben, entschuldige ich mich und eile zu der Dusche im Love-Room-Stockwerk.
    Sicher, ich hätte auch unten eine Reinigung vollziehen können, wollte mich aber den Blicken der anderen nicht aussetzen, wenn ich vermutlich gewisse Schwierigkeiten dabei aufweise.
    So war es auch, denn besonders das Beugen, Dehnen, Strecken und Drücken war nur noch zu maximal 25 Prozent möglich.
    Als ich den Inhalt des Duschgels herauspressen möchte, fährt mir ein Schmerz durch die Glieder, als hätte Zeus eigens einen Blitz entsandt, welcher mich ermahnen sollte, dieses Prozedere aufzugeben.

    Ich schätze die Götter und respektiere sie, da sie mir oft in Situationen halfen, wo ich wirklich mit dem Rücken zur Wand stand.
    Besonders in meiner Zeit auf Sizilien kam ich sicher fünfzig Mal oder mehr aus höchst unangenehmen Lagen, wo ich des Öfteren schon mit meiner gesundheitlichen Unversehrtheit abgeschlossen hatte.
    Trotzig erwehre ich mich ein zweites Mal der Vernunft und binde mir mit gequältem Gesichtsausdruck ein graues Handtuch um die Hüfte.

    Ich schaue in den Spiegel und sehe durchaus Entschlossenheit, wenngleich sich in mir die Frage aufhäuft, WIE ich beim Sex und im Zimmer generell damit bestehen könnte …

    Zurück in den Gefilden der Lust …

    Ich positioniere mich taktisch geschickt, entlaste meinen Arm und habe keinerlei Schwierigkeiten, dem Dargebotenen stand zu halten.
    Eventuell mag auch begünstigend sein, dass die erhebliche Schmerzmedikation inzwischen zumindest in Ansätzen ihren Dienst angetreten hatte.
    Es bewahrheitet sich, dass man im Moment der Lust und Ablenkung tatsächlich auch massivste Probleme zumindest so ausblenden kann, dass die Hauptfunktionen einfach funktionieren und man sogar einen absoluten Wohlfühlfaktor erreicht, welcher einem die erlittenen Sorgen für eine bestimmte Zeit ausblendet.

    Dies ist auch ohne Zweifel der tollen Dame zu verdanken, die sich in jedweder Hinsicht perfekt auf mich einstellte.

    Zwei Stunden später, beschließen wir, dass Zimmer zu unterbrechen, um ein Abendbrot einzunehmen, zudem wollte ich den Kollegen Aurelius begrüßen, welcher inzwischen angekommen sein dürfte.
    Wir verabschieden uns auf Zeit und verabreden uns wieder für später.

    Lounge und Abendessen …

    Meine leichte Euphorie erhält einen deutlichen Dämpfer, als ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt werde. Faktisch ist es mir inzwischen unmöglich, meinen Arm auszustrecken oder halbwegs schmerzfrei in Richtung Brust zu beugen.

    Ich versuche, mir mit einem Handtuch eine gewisse Stabilität einzuimpfen, jedoch rutscht das Textil immer wieder und ist für diese Aufgabe gänzlich unbrauchbar.
    Fortuna eilt mir zu Hilfe, in Gestalt von Mangerin Nadine, die durch wen auch immer von meinem Missgeschick erfahren hatte.
    Rührend nimmt sie sich meiner an und verbindet mir meinen Arm an dem Spielautomaten.
    Ich nehme dies nicht als selbstverständlich und bedanke mich wiederholt für diese tolle Geste.
    Tatsächlich stellt sich durch den ausgeübten Druck wieder eine Form der Besserung ein, da ich nicht mehr das Gefühl habe, als wäre ich gläsern und drohe bei jeder Berührung zu zerbrechen.
    Mit neu geweckten Lebensgeistern wandere ich gen Restaurant, wo meine Freunde bereits am Tisch sitzen...

    An eben diesem …

    Es gibt Rindergeschnetzeltes und überbackenes Putensteak, wobei ich mich für das zweite Menü entscheide und zu meinen Gefährten aufschließe.
    Geschmacklich ist das für mich prima und wir bringen einander auf den neusten Stand.
    Bei einem knackigen Salat mit Joghurtdressing lausche ich den Abenteuern meiner Clubbrüder, die, genauso wie ich, in der Zeit nicht untätig waren.
    Allesamt haben schöne Erlebnisse zu verzeichnen, wenngleich den Lacher bei Tisch die Story von Aurelius darstellte, der vergessen hatte, auf Zimmer die Maske zu entfernen und sich so seine Cola ins Textil goss.

    Zurück in der Lounge …

    „Wie geht’s dir Pharao?“ - fragt mich Valbus.

    „Danke, wahrscheinlich noch besser, wenn ihr mich nicht alle zwei Sekunden daran erinnern würdet.“

    „Na komm.“ - antwortet er.

    „Was? Wo willst du hin? In den Wellness?“

    „Nein, ich bring dich in die Charité, wir können ja eventuell danach wieder her.“

    „Setz dich wieder.“

    „Aber ...“

    „Ich sagte setz dich wieder.“

    „Was hast du denn vor?“

    „Das kann ich dir sagen: Ich trinke jetzt dieses höllisch beschissen schmeckende Wasser aus, welches mir Petronius wie immer OHNE Sprudel gebracht hat und dann gehe ich hoch auf Zimmer.“

    „Du warst doch schon?!“

    „Ja, aber ich kann doch nicht mit der Vergangenheit zimmern.“

    „Du bist doch nicht normal. Ehrlich.“

    „Alles gut. Das ist wie im Krankenhaus, … Privatpatient. Nur dass meine Krankenschwester nackt ist und heißer als die Hölle anmutet.“

    „Was ist los bei euch?“ - fragt Aurelius.

    „DerPharao will auf Zimmer.“

    „WAS? Bleib doch mal hier, … warte doch mal ab. Hier sind so viele Schafe auf der Weide, genieß doch mal den Ausblick.“

    „Hm, schon, nur bin ich kein Schäfer. Zumindest heute nicht.“

    Ich entschuldige mich und laufe in Richtung Toilette, wo ich auf Delia treffe, mit der ich schon lange einmal intim werden wollte.

    „Hy.“ - sagt sie und lächelt.

    „Hey. Wie immer, … in deinen schärfsten Dessous...“ - ulke ich und deute auf das Handtuch um ihre Hüfte.

    Sie lacht.

    „Nein, ich...“ - ich unterbreche sie.

    „Ich weiß, dein Stammgast. Ich habe es aufgegeben, mit dir auf Zimmer zu gehen, ungeplant, quasi so nebenbei, als wärst du hier und man könnte dich einfach ansprechen.“

    „Donnerstag und Samstag ist das immer schwer. Du bist doch am Samstag bestimmt da?“

    „Verdammt.“

    „Was meinst du?“

    „Ihr wisst wirklich alles. Selbst du, … wo wir zwei ja nicht … egal, ja – bestimmt.“

    „Ich komm am Samstag eine halbe Stunde eher, für dich, dann können wir auf Zimmer gehen.“

    „Einfach so?“

    „Ja, man hat dich empfohlen.“ - sagt sie.

    „Empfohlen? Klingt ein bisschen wie eine Handyhülle, aber vielen Dank, dann nehme ich dein nettes Angebot sehr gern an. Halb 8 ?“ - frage ich.

    „Perfekt. Ich bin gespannt.“ - antwortet sie, lächelt erneut und widmet sich wieder ihrem Kartenspiel.


    Zufrieden setze ich meinen Weg fort, ohne darüber nachgedacht zu haben, ob ich am Samstag ÜBERHAUPT wieder hier sein könnte...

    Fortsetzung folgt
     
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  4. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein. Mir fällt ja überhaupt öfter mal eine kleine Geschichte ein :D. Also, letztens im Laden auf Couch...
    "Vor ein paar Tagen hat sich ein Gast hier den Arm gebrochen."
    "Hab ich gehört."
    "Und mit dem gebrochenen Arm ist er dann auf Zimmer gegangen."
    "Ja. Mit Anja."
    "Woher weisst Du das?"
    "Och, Du weißt doch, wir Männer reden auch untereinander... "
    "Echt jetzt: der ist doch nicht normal, oder?"

    Wenn wir meine Gesprächspartnerin und Deinen Kollegen Valbus dazuzählen sind wir schon drei, die das denken. Aber das kannst Du Dir wiederum sicher denken :cool:

    Meine Meinung zu Delia ist bekannt. Ich bin gespannt auf das Bild, das Du von ihr zeichnen wirst. Wenn dieses Bild so plastisch wird wie Deine Freihandskizze von der Szene an der Tanke, freue ich mich jetzt schon darauf.
     
  5. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    haha, Salve Elskhuga und vielen Dank für den kleinen "Einspieler".
    Sowas ist natürlich immer sehr erheiternd ... :) Neuigkeiten wandern eben nirgendwo schneller durch die Gegend als im Artemis, auch begünstigt der vielen "Postboten", die sich da nicht scheuen, selbst durchs Fenster einzusteigen, wenn das Klingeln nichts erbracht hat, um ihre "Sensationslust" auszuleben.
    Sicher, wäre ich einer, der bei euch gesessen hätte, wäre mein Tenor wahrscheinlich ähnlich ausgefallen, aber, wir Männer entscheiden in vielen Fällen nicht sonderlich rational, was Thematiken im Bordell angeht.

    Ansonsten, viele Grüße an dich - selbstredend auch an alle anderen - und es geht hier bald weiter!
     
  6. verweser

    verweser Volkstribun

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    Ich gehe in den Puff um die Realität zu vergessen...das ist ganz rational von mir.

    Gr vw, mach weiter so wie bisher...die Schweiz ruft mich...bevor es wieder so weit kommt

     
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  7. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Herren – Umkleidebereich …

    Ich wasche mir vorsichtig die Hände und hege noch keinerlei Gedanken, dass ich mein Date mit Delia in zwei Tagen eventuell sprengen muss.
    Was würde das für einen Eindruck hinterlassen, wenn ich, trotz Zusage, dann einfach nicht erscheine, da sie ja nicht wissen kann, dass dies eines gesundheitlichen Defizits als Ursprung herrührt.

    Wahrscheinlich wäre es klug gewesen, sie darauf hinzuweisen, dass dahinter noch eine Art kleines Fragezeichen auf - ploppt, da ich, begrenzt durch meinen Unfall, noch gar nicht voraus sagen kann, ob am Samstag ein neuerlicher Besuch möglich wäre.
    Ich verdränge dies jedoch sogleich, auch der Tatsache geschuldet, dass ich mit meiner Verletzung nicht überall hausieren gehen möchte und sich am Ende doch heraus stellt, dass dies nur eine simple, wenn auch schmerzvolle Prellung als Diagnose sein könnte.

    So sehr mich die Anteilnahme vieler rührt, so unangenehm ist es mir sogleich, ständig darauf angesprochen zu werden. Wer mich kennt, der weiß, dass mir nichts ferner liegt, als mich durch irgendwelche Geschehnisse in den Vordergrund zu spielen.
    An diesem Tage, war das „Geheimhalten“ der Sturz – Nachwirkung auch noch tendenziell problemlos möglich, da der dünne Druckverband unter dem Bademantel kaum auffiel und ich nur Damen eingeweiht habe, zu denen ich ohnehin einen erhöhten Bezug aufweise.

    Ich trockne mich ab und entdecke einen Gast, der aus dem Regal eine Fülle an Handtüchern nimmt.
    Es sind so viele, dass er sie vor der Brust stapeln muss, um den Textilturm halbwegs unter Kontrolle zu halten.
    Irritiert beobachte ich die Szene und muss zwangsläufig an den geschätzten Kollegen @Intermammarius denken, der in Leipzig schon bei der Entnahme eines zweiten Handtuchs von der Empfangsdame „ermahnt“ wurde.

    Zurück in der Lounge …

    Ich bestelle ein Getränk und die nette Lady, die mir mein Wasser reicht, erkundigt sich nach meinem Zustand.
    Ermutigend nicke ich ihr mit einem kleinen Lächeln zu, bedanke mich der Frage und kehre zurück auf die Couch zu meinen Freunden.

    „Ich denke du wolltest auf Zimmer ...“ - meint Petronius, der von der Lehne zu mir vor rückt.

    „Ja, hab sie nicht gefunden. Kann ja schlecht allein gehen.“

    „Du hast doch mit ihr gesprochen, als ich an dir vorbei bin ...“ - mischt sich Valbus ein.

    „Nein, … dass ist Delia. Das ist eine andere Geschichte, dort kriegst du heute sowieso kein Date zustande, aber ich habe mal vorsorglich für Samstag eins aus gemacht.“ - antworte ich wahrheitsgemäß.

    „Finde ich mutig, dass du dir in deinem Zustand noch soviel vor nimmst ...“ - klinkt sich Aurelius ein.

    „Ja, warten wir mal ab. Notfalls muss ich morgen dann anrufen und jemanden bitten, Delia Bescheid zu sagen, dass ich eben gesundheitsbedingt nicht kommen kann. Vielleicht ist bis dahin auch alles wieder gut. Der Verband hilft schon.“ - führe ich weiter aus und deute auf meinen Arm.

    „Verband?“ - wiederholt Valbus.

    „Ja, Nadine war so nett und hat mir geholfen.“

    „Wer ist denn Nadine?“ - fragt Petronius.

    „Dicker, du bist gefühlt seit der ersten Eiszeit hier, hast die Neandertaler aus der Höhle verscheucht und weißt immer noch nicht, wer die angezogenen Damen sind, die hier durch die Lobby oder Lounge huschen...“

    „Ne.“

    „Nadine ist die Managerin.“

    „Aber Kenan ...“

    „Ja. Also nein. Nadine hat die selbe Tätigkeit wie Katharina – und bevor du fragst, Katharina ist die blonde Dame, die uns letzte Woche unten unsere Getränke gegeben hat. Und nein – wenn ich dein Gesicht schon sehe, NICHT die blonde Barfrau, die auch sonst da ist.“

    „Und die ist Ärztin? Also diese Nadine?“

    „“Diese Nadine“ … du redest von ihr, als wäre sie hier ein Gespenst, was man nur zu Vollmond und günstiger Konstellation der Sterne entdecken kann: Sie läuft hier seit Monaten durch den Club … Ich habe schon tausend Mal mit ihr gesprochen, wo du auch in der Nähe warst. Und - Natürlich nicht, aber sie hat es wirklich gut gemacht.“

    „Warum hast du keinen von uns gefragt?“ - erhebt nun Aurelius das Wort.

    „Erstens, hat sie es mir dankenswerter Weise von allein angeboten und hatte auch alles direkt dabei und zweitens werde ich von ihr deutlich lieber berührt als von euch.“

    Eine Minute später …

    Diana nähert sich unserem Lager quasi aus der Rückhand und lehnt sich auf die Couch.
    Sie fragt Petronius, welcher schon mit ihr einen Mattengang absolviert hatte, nach einer Wiederholung, die dieser aber ablehnt.
    Aurelius lässt seinen Kopf kreisen, sein Geschmack ist eher exotisch und seine Favoriten – Damen Belle, Salome, Elisabeth oder Linda.

    Die kleine Gruppe um Lidia und Sonia zieht an uns vorüber, winkt mir kurz entgegen und verschwindet hinter der Bar.
    Beide Damen liefern einen grundsoliden, guten Service, aber eine Rückkehr auf die sündigen Laken kann und wird es bei mir leider nicht geben.

    Meg stolziert erhaben gen Ausgang und trifft auf Elina, welche sich anschließend kurz zu mir gesellt. Auch in dieser Gruppierung habe ich Intimitäten erleben dürfen, der geneigte Leser wird dies wissen und auch bei diesen Ladys kam ich zufrieden vom oberen Stockwerk.
    Doch wie so oft, steckt der Teufel im Detail und bezogen der in diesem Block genannten Clubdienstleisterinnen ist eine Wiederholung meiner Person mit den beiden Grazien auch eher unwahrscheinlich.

    In größerer Gefahr schwebe ich da bei der wirklich verflucht hübschen Ranja, welche mir zuwinkt und bald ebenfalls neben mir sitzt.
    Scheiße, sie ist wirklich attraktiv und ihre dichte Lockenmähne fällt über ihren makellosen Körper.
    Sie weißt eine Vielzahl von Tattoos auf, ist zudem ziemlich charmant und wir haben, warum auch immer, trotz nur einem gemeinsamen Zimmer, direkt ein Level der Sympathie erreicht.

    Nicht, dass man mich „danach“ hassen müsste, aber ihr werdet sicher wissen, was ich meine.
    Oftmals stellt sich dies, wenn überhaupt, erst nach einer gewissen Anzahl gemeinsamer Aktivitäten ein, aber hier, die Götter werden es verstehen, passte es von Anfang an.
    Bei ihr fällt es mir deutlich schwerer, zu verneinen, wobei eigentlich sicher ist, dass es da, an dieser „Schlachtreihe“, in Zukunft, einen „Rückkampf“ geben könnte.

    Ich ordere ein weiteres Getränk und werde von der blonden Jessica angesprochen, mit welcher ich oft ein wenig herum albere. Das Zimmer mit ihr war toll, auch generell ist sie stets guter Laune und immer ein wenig quirlig und energie – geladen.

    Wieder auf dem Sofa …

    Durch meinen „Ausflug“ an die Wasserstelle, war mir entgangen, dass das „Objekt meiner Begierde“, Anja, inzwischen aus der Damenumkleide zurück gekehrt war.
    Sie sitzt auf meinem Platz und erwartet mich bereits.

    „Wie lange war ich denn weg? Das kommt mir vor, als würdest du hier seit Stunden sitzen ...“ - sage ich und füge ein „Möchtest du auch etwas trinken?“ hinzu.

    „Nein, danke. Ich hol uns dann was von oben, später, also wenn du willst … und kannst. Nochmal. Also - dein Arm ...“

    Ich muss lachen.

    „Ja, danke dass du das nochmal deutlich auf den Arm bezogen hast und damit nicht andere Funktionen gemeint waren … und, was deine scheue Anfrage angeht, wir hatten uns ja verabredet und ein Date ist ein Date. Finden wir es gemeinsam heraus.“

    „Hast du noch eine Tablette genommen?“

    „Nein, deine Straßenapothekerinnen geben mir nichts mehr …“

    „Gut.“

    Wieder oben …

    Es ist gegen 21 Uhr, eventuell auch ein paar Minuten später.
    Ich hatte meinen Zeitmesser seit der Eiswürfelaktion abgeschnallt und in den Mini – Safe befördert.
    Generell bin ich aber niemand, der die Zimmerzeiten checkt, wie es andere tun, die die letzte Sekunde heraus pressen wollen.
    Und, bei Damen, die ohnehin zu meinem absoluten Bezugskreis zählen, der deutlich kleiner ist, als die meisten vermuten, ist eine Vertrauensbasis gewachsen, wo mir nie in den Sinn kommen würde, dass ich auf irgendeine Art oder Weise Nachteiliges erfahren könne.

    Ich schäle mich wieder aus meinem Textil und lege es auf das rote Sofa.

    „Wer der nicht vorhin grau? Also der Mantel..“ - meint sie.

    „Ja, DER MANTEL … ich habe getauscht, als ich ...“ - weiter komme ich nicht.

    „Oh, dein Arm ist auch verbunden...“

    „Ja, wollte ich gerade ausführen. Als ich im Lazarett war und man mich zusammengenäht hat habe ich gleich noch einen größeren Bademantel erhalten, wo ich bequemer rein und raus kann...“

    „Clever. Jetzt kannst du stundenlang nackt bleiben.“

    „Ich mag es, wie du das Wort „nackt“ aussprichst.“

    Was soll ich sagen?

    Aus Respekt und Diskretion verzichte ich natürlich wie zuletzt immer auf Details aus den oberen Stockwerken – egal, ob dies die Kommunikation oder die Erotik an sich beinhaltet.
    Es ist wahrlich eine Freude, in jeder Hinsicht und ich hätte nicht gedacht, noch einmal eine Dame kennen lernen zu dürfen, wo ich für mich untypisch wiederholungslastig unterwegs bin.
    Selbstredend muss dies auch für die „Gegenseite“ passen – besonders, wenn man über längere Zeit zusammen ist - und ich bin froh, dass sich dies so gegenseitig befruchtend entwickelte.

    Mitten in der Nacht …

    „Wann machst du eigentlich Feierabend?“

    „Gleich nach dir.“

    „Du meinst, mich muss man psychologisch erst einmal verarbeiten ...“

    „Genau so. Nein, gegen Eins.“ - nickt sie und nippt an einem Getränk, welches inzwischen bei uns weilte.

    „Wie spät ist es denn bitte?“

    „Warte … WOW – Fuck, es ist halb 1!“

    „Dein Ernst?“

    „Ja ...“ - sie zeigt mir ihre Uhr.

    „So meinte ich das nicht, eher, wie verfickt schnell die Zeit vergangen ist.“

    „Ja, unheimlich.“

    „Eine halbe Stunde haben wir noch ...“ - lächle ich.

    „Dein Arm ist ziemlich dick ...“

    „Ja, ich versuche das zu ignorieren.“

    „Geh morgen zum Arzt. Okay?“

    „Ja, wenn es nicht besser wird, gehe ich morgen zum Doc. Du bist am Samstag nicht da?“

    Sie schüttelt den Kopf.

    „Dann sehen wir uns nächste Woche. Klingt ein bisschen nach Drohung oder?“

    „Was anderes kannst du doch gar nicht. Aber ja, hoffentlich.“

    So verbringen wir auch noch die letzte gemeinsame Zeit, ehe sie sich in den Feierabend verabschiedet und gleich oben auf der Etage bleibt.
    Vorsorglich hatte ich das Salär bereits eingesteckt und auch oben eine finale Dusche getätigt.
    An der Bar nehme ich einen letzten Drink und mustere meinen Arm, der tatsächlich erheblich angeschwollen war.

    Meine Freunde befinden sich in schweren „Kämpfen“ und ich erkläre den Clubtag für beendet.
    Es ist komisch, sobald man mit sich allein ist, fernab jeder geschätzten Ablenkung, beginnt der Körper wieder sofort, auf das eigentliche Problem hinzuweisen.
    Es pocht und pulsiert, als würden sechsundsechzig eigens aus der Hölle entlassene Krähen auf meinen Verband einhacken, als ich Richtung Umkleide marschiere.

    Vor meinem Spind …

    Ich lasse den Mantel fallen, stelle mich darauf und perle mich Stück für Stück in meine Kleidung.
    Ich wünschte, ich wäre in einem Jogginganzug gekommen und müsste nun nicht mühevoll Schicht um Schicht auf den Leib binden.
    Es erweist sich als schwierig und schmerzvoll, in das Hemd zu schlüpfen, auch die Weste und mein Jackett drücken und beengen mich.
    Ich beschließe, alles was geht, im Auto wieder abzulegen.
    Als ich bei den Schuhen an gelange, wusste ich meine Oberbekleidung erst richtig zu schätzen.
    Es war mir nicht möglich, die Schnürsenkel zu binden, sodass ich diese seitlich ins Schuhwerk zwängte.

    Am Wertspind krame ich meine Utensilien in die Taschen und vervollständige den Zettel um die noch fehlenden Informationen.

    Ich habe Glück und werde von Nadine verabschiedet, mit welcher ich noch einige Worte wechsle.

    „Kannst du mir bitte dieses Lederband ausziehen? … hm, dass kann man wirklich nicht jeden fragen Nadine ...“ - richte ich an sie.

    „Ach, dieses Level haben wir zwei schon lange verlassen...“ - lacht sie.

    „Ich bin nicht sicher, ob du das als Kompliment gemeint hast.“

    „Sagen wir es ist ein Kompliment. Fahr zum Arzt ja? Lass das anschauen. Hoffentlich ist es nur verstaucht oder geprellt. Alles Gute.“

    „Vielen Dank – für alles, für deine ganze Hilfe.“

    „Nicht dafür. Bis hoffentlich bald.“

    Draußen …

    Es stehen einige Taxis auf dem Areal, die Fahrer haben sich im Kriegsrat versammelt und hauchen ihren warmen Zigarettenatem in die Berliner Nacht.
    Ein älterer Herr mit Hut möchte gerade einchecken, tastet sich selbst ab und rennt zurück zu seinem Geländewagen.
    Wenig später braust er im erhöhten Tempo vom Parkplatz und ich schlussfolgere, dass er wohl seinen Geldbeutel hat irgendwo liegen lassen.
    Möge ihm Merkur gewogen sein und ihm das Glück bescheren, seine höchstpersönlichen Dokumente wieder unversehrt in Besitz zu nehmen.

    Ich drehe mich zurück ans Artemis und überlege, ob dies vielleicht für längere Zeit mein letzter Besuch wäre.
    Es bringt nichts, in einem Traum zu leben, da ich inzwischen doch selbst recht sicher bin, dass da einiges kaputt sein könnte.
    Eventuell droht mir eine Operation, Gips, Orthese … ein längeres Rehaprogramm mit Physiotherapie und allen erdenklichen Anstrengungen, um meine alte Kraft und Mobilität zurück zu erlangen.

    Vielleicht habe ich aber doch auch Glück und komme mit einem blauen Auge davon.

    Nun, ich cancele meinen Plan, mich nach meiner Rückfahrt ins Bett zu begeben, um die Lage nach dem Erwachen neu zu bewerten und beschließe, direkt in die Notfallaufnahme in meiner Heimatstadt zu steuern.
    Ich bin froh, dass ich wie fast immer mit einem Automatik – Getriebe versehen in meinem PKW sitze, wobei der Neigungswinkel meines linken Arms an der Fahrertüre kaum unangenehmer anmuten könnte.

    Auf der Autobahn …

    Es ist ein anderes Bewusstsein, fast eine Form der skurrilen Romantik, wenn man mitten in der Nacht, selbst in Berlin, fast gänzlich allein über den Asphalt rollt.
    Die Stadtautobahn wirft ihre Beleuchtung auf die Straßen und Schatten huschen entlang der Begrenzungen wie Wesen aus entfernten Zwischenwelten.

    Ich bin nachdenklich und verschiedene Szenarien laufen wie ein nur für mich sichtbarer Film vor meinem geistigen Auge. Merklich schwanke ich zwischen Aufbruchstimmung und einer gewissen Niedergeschlagenheit, wobei ich dankbar jeden Kilometer zähle, den ich hinter mir gelassen habe.

    Meine Müdigkeit, welche sonst nach einem „harten“ Clubtag doch nach etwa 100 Kilometern spürbar grüßt, ist diesmal im Nullprozentbereich angesiedelt.
    Ich bin „fit“, als hätte ich den ganzen Tag geschlafen und wäre erst jetzt aufgebrochen, um den Abenteuern im Artemis entschlossen gegenüber zu treten.
    Es ist komisch, dass einem die Stunden im Saunaclub wie Sekunden vorkommen und ein ganzer Tag in diesen Gefilden vorbei rauscht, als wäre man doch nur eine begrenzte Zeit in diesen Räumlichkeiten gewesen.

    Surreal, eine Welt, die ihre eigenen Gesetze hat und wo das Verzerren und Erstellen von Trugbildern zur Agenda der Täuschung der eigenen Sinne animiert.
    Wie oft hatte ich diesen Weg gemeistert, so oft, dass man einen Autobahnabschnitt nach mir benennen müsste, ähnlich einer Ehrerbietung einer Einweihung eines Stadions oder Flughafens.

    Ich erinnere mich an Zeiten, wo ich nach 10 Stunden Zimmer am Stück genau fünf Uhr morgens aus dem Club kroch und in einem Zustand heim fuhr, wo ich an jeder Raststätte ein paar Minuten schlafen musste.
    Wenn man sich dies antut, so muss doch dennoch das Positive überwiegen und in der ehrlichen Analyse muss ich feststellen, dass im Gesamtfazit die schönen Erlebnisse jede Reisestrapaze wert sind.

    Dresden, … Uniklinik …

    Fortsetzung folgt
     
  8. Herrmann2020

    Herrmann2020 Römer

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    22. Mai 2020
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    Lieber Pharao,

    habe meinem letzten Post eigentlich nichts hinzuzufügen, ausser

    Dann wären wir schon vier! … Was meiner Wertschätzung für Dich allerdings keinen Abbruch tut!

    Ich denke,, ich werde Samstag auch mal wieder aufkreuzen, so denn

    die Busse fahren
    der Club noch geöffnet hat
    meine Lieblingsdame anwesend ist

    und wenn Du in der Lage bis, anwesend zu sein, das würde allem die Krone, oder sagen wir besser den Lorbeerkranz aufsetzen!:cool:

    Bis hoffentlich dann also
    Herrmann
     
    Römer 24380 und schneehase gefällt das.
  9. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Hallo Herrmann,

    erneut ein Danke für deinen netten Post!
    Ja, ich bin am Samstag vor Ort, dass ist wahrscheinlich keine allzu große Überraschung.
    Ich gehe auch Stand jetzt davon aus, dass am Samstag noch geöffnet ist, da zwar der Berliner Senat heute tagt, am Wochenende aber zudem eine Sitzung beim Parlamentschef Wieland beantragt hat, sodass ich mir schwer vorstellen kann, dass die Bund-Länder-Entscheide von gestern bezüglich 2.11. schon auf diesen Samstag vorgezogen werden können.
    Gehen wir also davon aus, dass wir uns am Samstag normal treffen können.
    Die Tendenz wird aber sein, dass es für längere Zeit dann der letzte Besuch sein könnte.
    Und - was deine Lieblingsdame betrifft, sie dürfte ebenfalls anwesend sein.

    Bis Sonnabend mein Guter!
    Viele Grüße auch ans gesamte Kollegium!
    Der Pharao
     
    Santa Fee gefällt das.
  10. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Freitag, 16. Oktober, etwa gegen 3 Uhr …

    Die Fahrertür zustoßend, blicke ich gen beleuchteten Eingang.
    Mit der Funkfernbedienung schließe ich meinen Wagen und passiere die verhalten beleuchtete Pforte, wo mir gerade ein Mann meines Alters entgegen torkelt, welcher sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch hält.

    Die Flure sind verwaist und versprühen den typisch unbehaglichen Flair eines klinisch – medizinischen Gebäudes.
    Bekannte Gerüche steigen in die Nase und verdeutlichen einem den Ort, an welchen man sich gerade befindet.
    Ein Stationswagen fristet sein scheinbar eilig abgestelltes Dasein und blockiert mir beinahe den Weg zum Empfangsbereich.
    Mit dem Fuß stippe ich ihn leicht zur Seite, nicht wissend, wer ihn vorher berührt hat.
    Die Kulisse könnte auch ohne Zweifel eines beginnenden Horrorfilme tauglich erscheinen und die gefühlt zweihunderttausend Covid 19 – Hinweisschilder mit martialischen Symbolen begünstigen das Endzeitszenario.

    Vorn angekommen, blicke ich auf ein unbesetztes „Aquarium“.
    Ich folge dem Hinweis, zu klingeln, sollte niemand persönlich zugegen sein und schaue gebannt in jede Richtung der sich öffnenden Gänge.
    Es passiert nichts, auch nach einigen Minuten vernehme ich nicht das leichteste Geräusch – oder die geringste Bemühung, sich meiner anzunehmen.

    Ich biege nach rechts ein und entdecke einen kleinen Wartebereich, wo eine junge Frau auf ihr Handy eintippt.

    „Guten Morgen.“ - sage ich und setze mich dazu.

    „Morgen.“ - erwidert sie und blickt zu mir auf.

    „Entschuldige, hast du da vorhin auch geklingelt?“

    „Ja, aber das dauert, eh da jemand kommt. Du kannst hier sitzen bleiben, die laufen direkt hier vorbei. Bei mir hat es fast zwanzig Minuten gedauert.“

    „Das macht mir Mut. Danke.“

    „Was ist denn passiert?“ - fragt sie mich und legt ihr Samsung – Handy auf den Stuhl neben sich.

    „Ich bin gestürzt, leider – und habe nun ein paar Defizite an meinem linken Arm. Und du?“

    „Mir geht’s gut, ich begleite nur meine Mutter, sie hat sich das Knie verdreht.“

    „Oh scheiße, gute Besserung an sie.“

    Nach ein paar Minuten erscheint eine Schwester und bittet mich, ihr zu folgen.

    „Können Sie die Tür zumachen?“ - fragt sie, nachdem ich ihr in einen kleinen Raum gefolgt bin.

    „Sicher, ich habe absichtlich nichts angefasst, weil hier überall steht, man soll nichts anfassen.“

    „Ja, ist auch richtig. Aber das hier ist kein Problem. Was ist passiert?“

    Ich setze sie soweit als möglich in Kenntnis.

    „Okay, aber, ich sage es ihnen gleich, dass wird heute etwas dauern. Der Arzt kommt dann gleich und holt sie, sie können sich wieder dort hin setzen.“

    „Verstehe. Was bedeutet denn etwas dauern? Also, ich will nicht drängeln, ich frage rein informativ.“

    „Eine Stunde vielleicht, ich kann es ihnen nicht sagen. Wir haben nur einen Arzt da.“

    „Alles klar, danke.“

    Ich kehre auf meinen Stuhl zurück und schäle mich vorsichtig aus meinem Jackett.

    „Hier sind 200 Grad.“ - äußere ich in Richtung meiner „Bekanntschaft“.

    „Ich weiß, was denkst du, warum ich hier im Top sitze.“

    „Wie in der Finnischen Sauna, fehlt nur noch, dass die Schwester mit einem Pinienaufguss zurück kehrt...“

    Überraschenderweise dauert es nicht so lang wie erwartet und ich werde ins Untersuchungszimmer eins gebeten.
    Eine wirklich sehr süße und freundliche neue Schwester empfängt mich und bittet mich sogleich, auf der Liege Platz zu nehmen.
    Sie kommt mir ein wenig bekannt vor, was ich zunächst noch verwerfe.

    „Gebrauchte Nacht oder?“ - lächelt sie in meine Richtung.

    „Sag du es mir. Entschuldigung, sagen sie es mir.“ - berichtige ich mich selbst.

    „Wir können beim „Du“ bleiben. Was ist dir passiert? Gefallen?“

    „Danke. Ähm ja, ausgerutscht, im Wellnessbereich.“

    „Warst du im Hotel?“

    „So ähnlich. Nennen wir es mal Hotel.“

    „Du kommst aus Berlin?“ - fragt sie überrascht, als sie den Bogen der Anmeldung liest.

    „Ja, gerade eben. Also ich wohne da nicht, ich war dort ...“

    „Von Berlin?“ - wiederholt sie.

    „Ja.“

    Weiter können wir unsere Unterhaltung nicht führen, da sich die Tür öffnet und ein Arzt im besten Alter durch die Tür tritt.

    „Guten Morgen Herr Pharao.“

    „Guten Morgen Doctore.“

    Erneut verbalisiere ich mein Erlebtes.

    „Können sie Weste und Hemd ausziehen? Sie waren wohl bei einer Geschäftstagung?“

    „Nein, normaler Dresscode und ich versuche es.“

    Mit Hilfe der Schwester bin ich binnen etwa einer Minute oberkörperfrei.

    „Dann machen wir mal noch den Verband ab, waren sie schon in ärztlicher Begutachtung?“

    „Nein, eine sehr liebe Freundin hat mir das angelegt.“

    „Das ist gut gemacht.“ - sagt er und „entkleidet“ meinen Arm.


    Er drückt und tastet die Knochen ab, dreht und winkelt meinen Arm, was erheblichen Schmerz verursacht.

    „Hm, ziemlich dick und blau. Drücken sie mal meine Finger.“ - sagt er und legt mir Zeige und Mittelfinger in die linke Hand.

    Ich tue, wie mir befohlen, aber kann so gut wie keinen Druck ausüben.

    „Drücken sie bitte so fest sie können.“ - erneuert er sein Anliegen.

    „Das probiere ich, mehr geht derzeit nicht. Ich versuche es wirklich. Das ist nicht sonderlich gut oder?“ - analysiere ich.

    „Nein.“

    „Oh – gut, wir reden hier offen.“

    „Sie gehen bitte Röntgen, danach kommen sie wieder her.“ - meint er und deutet Richtung Pforte.

    „Danke. Kurze Frage bitte ...“

    „Ja?“

    „Wo ist das Röntgen?“

    „Sie gehen den Gang ganz vor, dann links, wieder links, gerade aus, dann rechts, dann links.“

    „Danke. Sie sagen das so, als müsste man das wissen. Da braucht man ja ein Navi dafür.“

    Auf den Fluren …

    Ich versuche der Anweisung zu folgen, stoße jedoch an meine Grenzen, da sich das zweite „links“ als Sackgasse heraus stellt.
    Zwar gelange ich vor eine gläserne Türe, wo allerdings steht, dass diese, bei Öffnen, direkt einen Feueralarm auszulösen droht.
    Ich irre durch die Gänge und hoffe, eines Hinweisschildes angesichtig zu werden, welches mir den Weg weisen könnte.
    Eine Schwester, die mir entgegen kommt, bringt mich wieder auf Kurs und geleitet mich freundlicherweise bis vor den Anmeldesektor des Röntgen.

    Wenig später werde ich hinein gebeten und muss meinen Arm auf eine Liege legen, welche beinahe unter der Decke installiert ist.

    „Verzeihung, besteht die Möglichkeit, dass ein wenig herunter zu fahren? Hier braucht man ja fast eine Leiter.“

    Sie muss lachen.

    „Ja, na klar.“

    „Habt ihr hier zuvor eine Giraffe geröntgt? So groß kann doch kein Mensch sein.“ - ulke ich.

    „Keine Ahnung, wer das so hoch gefahren hat.“

    Die Dame legt mir eine Bleischürze auf mein Gemächt und verlässt die Räumlichkeit.

    „Alles Gute.“ - äußert sie zum Abschied, wofür ich mich herzlich bedanke.

    Wieder in den Gängen …

    Ich wünschte, ich hätte mir den direkten Kurs gemerkt, aber gelange über zwei kleinere Umwege wieder in den Wartebereich vor den Untersuchungszimmern, wo die junge Frau inzwischen verschwunden ist.

    Es vergehen vielleicht zehn Minuten, ehe mich meine „Lieblingsschwester“ wieder in das U1 bittet.

    „So, du musst mir bitte Glück bringen. Ich möchte keinen Bruch, bitte tu dein Möglichstes.“ - scherze ich.

    „Oh, ich bin leider nicht so die Glücksfee.“

    „Wir zwei harmonieren irgendwie gar nicht.“

    „Warten wir mal ab. Der Arzt schaut sich die Bilder an, dann gehen wir rüber ins U2. Soll ich dich schon mal ausziehen?“

    „Das hast du selber gehört oder?“

    „Das war beruflich gemeint.“ - lächelt sie.

    „Ja, zerstör mir ruhig jede Illusion.“

    „Ich glaube, wir kennen uns sogar – also über ein paar Ecken. Kennst du Xenia?“

    „Ja, natürlich.“

    „Das ist meine beste Freundin.“

    „Ich hoffe es geht ihr gut.“

    „Besser als dir.“

    Von da an war das Eis irgendwie direkt gebrochen.
    Dresden ist eben ein Dorf und die gleichen Altersstrukturen kennen sich zumeist auf irgendeine Art und Weise.

    „Scheiße, wir sind bestimmt auf irgendeinem sozialen Netzwerk sogar miteinander befreundet ...“ - witzele ich.

    „Hm, wie heiße ich denn?“

    „Louisa. Das ist auch nicht sonderlich schwer zu erraten.“ - und deute auf ihr Namensschild.

    „Xenia geht es gut, aber sie arbeitet jetzt in NRW.“

    „Die hat es mit Corona auch ganz schön getroffen.“

    „Hattest du mal was mit Xenia?“

    „WAS? Nein!“

    „Sicher?“

    „Total.“

    „Okay.“

    „Ich habe das Gefühl, jetzt, seit wir uns „kennen“, bist du deutlich unfreundlicher als am Anfang.“

    Sie lacht.

    „Findest du?“

    „Ja. Ich bin da ziemlich sensibel dafür.“

    „Da habe ich aber anderes gehört.“

    „Nun, vielleicht sollte man nicht alles glauben, was manche so erzählen.“

    „Nein, aber ich kann mir nicht vorstellen, nachdem, was mir Xenia so berichtet hat, dass du dir das in der Bibliothek geholt hast ...“

    „Ich liebe Bücher. Glaub mir.“

    „Klar. Und ich bin das neue Maskottchen für Telekom.“

    „Die könnten dringend ein neues gebrauchen.“

    „Komm schon. Sag es mir.“

    „Was willst du hören?“

    „Die Wahrheit.“

    „Die enttäuscht dich vielleicht. Du erwartest sicher, dass ich aus einem fahrenden Auto gesprungen bin, oder damit einen Baseballschläger – Schlag abgewehrt habe. Nein, es ist tatsächlich so etwas trivial langweiliges wie Ausrutschen. Zack, Nässe, schlechter Stand und hingefallen.“

    „In Berlin?“

    „Ja.“

    „Im Hochrisikogebiet.“

    „Wo ist kein Hochrisikogebiet?“

    „Und wo genau?“

    „Bin ich hier bei der Staatsanwaltschaft oder im Krankenhaus?“

    „Bei Ersterem kennst du dich sicher besser aus.“

    „Ein netter Schlag in die Magengrube. Du hältst mich jung Louisa.“

    „Deine ehemalige Freundin, die Italienerin, die war doch damals auch bei uns. Drüber, auf der Psy.“

    „Du bist gut informiert.“

    „Das wusste ganz Dresden. Außerdem, lenke nicht ab, wo bist du in Berlin „hingefallen?““

    „ICH BIN HINGEFALLEN!“ - ich lache gequält.

    Die Tür öffnet sich und der Arzt betritt den Raum.

    „Kommen sie bitte rüber, zum Monitor.“

    Ich folge der Ansage und nehme auf einem Stuhl Platz.

    „Und?“ - frage ich neugierig.

    „Wie befürchtet. Sehen sie hier, Radiusköpfchenfraktur, wahrscheinlich Mason 2, wahrscheinlich über einen Millimeter, ich sehe hier 4 Bruchstellen, fast tektonisch. Der Ellenbogen ist links gesprengt und ein Nerv arg kaputt.“

    „Fantastisch.“

    „Das tut mir leid.“ - meint die Schwester.

    „Ach, sie beide kennen sich?“ - äußert der Mediziner.

    „Das haben wir gerade rausgefunden.“ - antwortet Louisa.

    „Wenn wir nochmal kurz auf den Arm zurück greifen können ...“ - mische ich mich ein.

    „Folgendes: Sie bekommen jetzt einen Gips, später kommen sie zum CT, dort entscheiden wir, ob und in welcher Form wir operieren müssen. Sie haben uns ja ihre Handynummer dagelassen, die Klinik ruft sie an.“

    Es ist natürlich ein Moment, wo erst einmal alle Hoffnungen zusammen sacken.
    Ein Artemis – Besuch schien in unendlicher Ferne und die Schwere der Verletzung war selbst für meine Vorhersage oder Vermutung noch verheerender denn je.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu sammeln und muss wohl wie ein Häufchen Elend gewirkt haben.
    Mit einem Schlag ist man jeglicher Mobilität beraubt und faktisch ungeschickt wie ein Kleinkind, wenn einem die Motorik jenseits der linken Schulter entzogen wird.

    Der Arzt verabschiedet sich und ich bleibe mit Louisa allein zurück.

    „Einhornscheiße.“ - sagt sie.

    „Fuck man.“ - entgegne ich und atme aus.

    „Soll ich jemand anrufen?“

    „Nein, danke. Ich komm klar.“

    „Ich mach dir jetzt eine Schiene, die wird binnen weniger Sekunden warm und dann ziemlich hart. Vorsicht, dass tropft, wegen deiner Hose. Und darüber kommt dann elastischer Verband.“

    „Also auch über den Ellenbogen?“

    „Ja, im 90 Grad – Winkel.“

    „Dann kann ich ja tendenziell so gut wie nichts mehr machen.“

    „Ich lass dir die Finger frei. Wenigstens fürs Gefühl.“

    „Danke.“

    Die Schwester startet ihre Mission und legt mir behände den Gips an.
    Ich bin beeindruckt, mit welch Finesse und Fingerfertigkeit sie mit Mull und Schere arbeitet, ohne dabei auch nur den kleinsten Fehler zu begehen.
    Als sie fertig ist, sitze ich noch immer mit nacktem Oberkörper im Untersuchungszimmer.

    „Davon kann ich jetzt wohl nichts mehr anziehen...“ - analysiere ich.

    „Nein, du bleibst am besten oben ohne und ich leg dir nur das Jackett drüber. Die nächsten Wochen werden es Jogginghosen und weite Pullover.“

    „Das ist genau mein Kleidungsstil...“ - entlockt es mir ein müdes Lächeln.

    „Kommst du klar?“

    „Viel Wahl habe ich ja nicht.“

    „Wie kommst du heim? So kannst du ja nicht schlecht fahren.“

    „Das geht schon. Die Hand ist ja frei.“

    „Ich ruf dir ein Taxi.“

    „Nein, ich rufe draußen einen Freund an. Danke für alles. Ruhigen Dienst noch.“

    „Danke – und alles Gute.“

    In den frühen Morgenstunden …

    Ich komme mir blöd vor, halb nackt durch die klinischen Gänge zu flanieren, während ich in meiner gesunden Hand Weste, Hemd und Behandlungsbogen festkralle.
    Ich überlege wirklich kurzzeitig, doch einen Freund zu kontaktieren, probiere mich aber erst via Eigenregie am Fahrersitz aus und muss feststellen, dass dies wider Erwarten doch wenig Probleme bereitet.
    So fahre ich schlussendlich nach Hause und lege mich gegen 4. 45 Uhr zu Bett.

    Im Bett …

    Dieses „Hinlegen“ gestaltet sich schwierig und ich benötige etliche Versuche, ehe ich eine halbwegs brauchbare Position gefunden habe.
    Trotzdem drückt und zwickt es bei jeder Bewegung und ich bin dankbar, dass mir Gevatter Schlaf entgegen kommt, welcher mich durch die Strapazen des Tages doch final in seine Gefilde lockt.

    Zwei Stunden später …

    Ich werde wach, da mein Schlaf eher unruhig anmutet und viertausend Gedanken durch meinen Kopf zucken.
    Neben all den privaten und beruflichen Einschränkungen, welche wohl auf mich zukommen werden, denke ich auch an mein Date mit Delia, welches ja bereits morgen anstehen würde.
    Ich entschließe mich, dies nach dem CT zu entscheiden und drehe mich noch einmal vorsichtig nach rechts, wo ich den gegipsten Arm in aller Sorgfalt auf ein eigens dafür bereit ruhendes Kissen ablege.

    Fortsetzung folgt
     
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  11. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Gemäß Webseite ab 02. November 2020 geschlossen. Insofern dürfte einem Abschiedsbesuch am Sonnabend nichts im Wege stehen. Ich kann wie immer nicht kommen, aber das wird niemanden hier überraschen :D
     
  12. Herrmann2020

    Herrmann2020 Römer

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    Schade, hätte Dich gern mal getroffen. Aber man weiß ja nie, was das Leben für einem
    :D:D noch so bereithält und den Pharao durfte ich ja auch kennenlernen..:D.
     
  13. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Korrekt, Elskhuga schrieb es ja bereits, Schließung vom 2.11. - einschließlich 30.11. voraussichtlich, wobei ich mir sicher bin, dass dies verlängert wird.
    Irgendwann, werden wir mal ein großes Treffen machen :) - ich gebe die Hoffnung noch nicht auf.
     
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  14. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Es ist gegen 8 Uhr, als ich die Nachtruhe für beendet erkläre und final aufstehe.
    Jeder, der bereits das „Vergnügen“ eines eingegipsten Armes hatte, wird wissen, wie schwierig jeder doch so gewohnte Handgriff und Schritt anmutet.
    Ich schaue auf mein Handy und checke, ob die Klinik eventuell doch schon angerufen hat und ich es schlichtweg überhört hatte. Mein Gehör war jedoch vollends in Takt und ich keine Kontaktaufnahme seitens des Krankenhauses entdecken.

    Ich vollziehe meine Morgentoilette, putze Zähne und ich stelle mich vor das Problem des Duschens. Es fällt mir nichts Besseres ein, als meinen geschient und bandagierten Arm mit einem gelben Sack zu umwickeln, um ihn vor Nässe und Wasserkontakt wenigstens halbwegs zu schützen.
    Ich stelle mich unter den wohltuenden Wasserstrahl und strecke mein lädiertes Körperglied so weit als möglich von mir.
    Unter der Dusche kann ich bereits üben, was später im Club auf mich zu kommen sollte:

    Da ich nicht in der Lage bin, mit links Druck auf das Duschgel auszuüben, habe ich mir „angelernt“, mein Knie in Bauchhöhe, direkt unter den Duschgelspender, an die Wand zu drücken, dieses auf meinem Oberschenkel zu „sammeln“ und dann behände in einem Wisch gen Oberkörper zu bugsieren.
    Was zu anfangs noch kläglich scheiterte, erwies sich bald als richtige Taktik und ich kann inzwischen die Säuberung meines Leibes beinahe wie gewohnt vollziehen.

    Nachdem ich wieder einen reinlichen Zustand hergestellt habe, stehe ich vor meinen Waschbecken und möchte mich rasieren.
    Es wäre sicher klüger gewesen, zunächst den Befund der Computertomographie abzuwarten, aber, da ich nichts zu tun hatte – und mich zwingend ablenken wollte – beschloss ich, mich soweit vorzubereiten, als wäre es bereits sicher, dass mich meine Wege morgen ins Artemis führen würden.

    Was man mit etwas Geschick noch unter den Wasserstrahlen überbrücken konnte, gestaltet sich bezüglich der Körperenthaarung schwierig.
    Da der Einschlagwinkel von links gen rechter Seite faktisch nur bis zu einem gewissen Grade möglich ist, muss ich extrem improvisieren, um eine Lösung herbei zu zaubern.
    Auch ist es eine Qual, den Intimbereich in gewohnt hygienisch – haarlosen Zustand zu versetzen, da ich nur eine Hand aufweise, welche zwar rasieren kann, die bedachten Stellen aber nicht „still halten“ und sich teilweise ihrer „Haut erwehren“.
    Ich bin froh, dass mir dabei niemand zuschaut und final, muss ich doch attestieren, dass mir dies, für diese widrigen Umstände, doch ganz gut gelang.

    Gegen 9. 45 Uhr …

    Gesalbt und gecremt, sitze ich auf meiner Couch und meine Miez prüft den dunkelblauen Verband, welcher sich beinahe bis zur Schulter hochzieht.
    Als sie nasal nicht weiter kommt, möchte sie daran kratzen, was ich schnellstens unterbinde.

    „Hey! Nicht machen!“ - äußere ich und stelle ihre kleine linke Vorderpfote wieder nach unten.

    Sie betrachtet mich argwöhnisch und beschließt anscheinend, diesem neuen Objekt danach sämtliche Aufmerksamkeit zu entziehen.

    Mein größtes Problem, was ich habe, ist, wie ich mich bekleiden kann, ohne jedes Mal halbnackt vor die Tür zu müssen.
    Ich zerschneide ein paar T-Shirt, unter den Achseln, entlang der Naht, wo ich einen größeren Einschlüpfwinkel vorweise und so mehr oder weniger komfortabel wieder zu einem Menschen mit Oberkörperbekleidung mutiere.
    Was oben noch recht gut funktioniert, wird gen Süden immer schwerer.
    Ich winde mich in eine Jogginghose und habe große Schwierigkeiten, sie in Hüfthöhe zu binden.
    Vollends versage ich beim Zuschnüren der Schuhe und probiere so ziemlich jede Fußbekleidung aus, welche ich in meiner Häuslichkeit angesammelt habe.
    Bei ein paar grauen Nike´s, welche eher für die heißen Sommermonate gedacht sind – und entsprechend stoffern und leicht daher kommen, gelingt es mir, zumindest irgendeine Art von Knoten zu praktizieren, wobei man damit sicher hätte kein Boot befestigen können.

    Ich schaue eine Folge „The Walking Dead“, welche noch in meinem Player lagert, als, gerade als die Flüsterer ein Mitglied der Alexandria – Safe – Zone töten wollen, mein Mobiltelefon erschallt.
    Ich nehme ab und freue mich, als mir mitgeteilt wird, dass ich mich nun auf den Weg gen Klinikum machen könne, um via CT – Untersuchung den weiteren Werdegang zu besprechen.

    Dort angekommen …

    Nachdem ich mich namentlich angemeldet habe, werde ich zum Warten verdammt.
    Aus Ungeduld schlendere ich ein wenig durch die Lobby und stoppe vor einem Automaten, welcher mit diversen Süßigkeiten und Kaltgetränken gespeist ist.
    Ich glaube zu halluzinieren, als ich fünf Euro für eine kleine Flasche Coca Cola ausmache und würde eher verdursten, als diesen Halsabschneidern diesen Betrag zu gönnen.
    Es ist schon dennoch ein wenig witzig, wie man im Club tausende von Euros beinahe lapidar lächelnd hinaus wirft, aber „draußen“ teilweise doch ziemlich geizig agiert, sobald einem ein Preis als unangemessen vor die Linse tritt.

    Ich habe einen Kollegen, der der Sohn des Geizes sein könnte und lieber läuft, als auch nur einen Euro an Parkgebühren zu verschwenden, im Bordell allerdings lebt, als wäre er der König einer fremden Insel.
    Aus meiner Sicht ist das bedenklich, wenn man sich im realen Leben derart einschränkt, sich jeder Ausgabe verweigert, die die Lebensqualität merklich anhebt – und sei es noch so gering – nur, um auf den Laken den Lifestyle eines unbekümmerten Gönners zu spielen.
    Die Mädchen sind nicht dumm – zumindest viele – und merken recht schnell, was der Wahrheit entspricht und wer dort nur eine Art zweite Identität einnehmen möchte.
    Der vermeintliche Immobilienmakler, welcher in Malibu die Strandhäuser vertickt, kippt recht schnell, wenn dieser auf den Parkplatz mit dem Kleinwagen stetig an gleicher Stelle parkt und beim Hereinkommen in Klamotten vom Discounter enttarnt wird.

    Zufrieden registriere ich die Nennung meines Namens und folge der Stimme in den großen Untersuchungsraum.

    „Guten Morgen.“ - schallt es mir von gefühlt 24 Schwestern entgegen.

    „Guten Morgen die Damen.“ - antworte ich zurück.

    „So, … Umkleide, gleich hier, frei machen, zurück kehren.“

    „Komplett?“ - frage ich erstaunt.

    „Wir haben hier schon alles gesehen junger Mann.“ - meint eine der Angestellten.

    „Darum geht es mir nicht, ich habe kein Problem, hier alles zu offenbaren, ich frage eher aus ankleide-technischen Gründen.“

    „Sie können die Unterhose anlassen. Wir helfen dann wieder beim Anziehen.“

    „Okay, dass kann zwei Minuten dauern.“

    Fast nackend kehre ich zurück in den Untersuchungsraum.

    „Bitte hier drauflegen, hochrutschen bis ich Stopp sage.“

    „Sehr gut, ich mag klare Kommandos.“

    „Können Sie den Arm komplett nach oben strecken, über den Kopf?“ - fragt sie und zieht sogleich mein angeschlagenes Körperglied in die angesprochene Haltung.

    „HEILIGE SCHEISSE! Nein, kann ich nicht.“ - sage ich schmerzverzerrt.

    „Wir müssen das probieren.“

    „Probieren wäre, hätte ich mich da rangetastet.“

    Sie wechselt den Modus und agiert nun einen Ticken zärtlicher.
    Ich hätte am liebsten gefragt, ob sie in ihrer Freizeit Schafe kastriert oder Widdern das Genick bricht, es fehlt irgendwie an sämtlicher Empathie, gerade in einem solchen Sozialberuf.
    Schlussendlich haben wir aber eine Position gefunden, welche den weiteren Verlauf gewährleistet.

    „Haben Sie Kinder?“ - fragt sie mich und trifft dabei natürlich unabsichtlich einen wunden Punkt.

    „Nein. Sie?“ - kontere ich.

    Sie lacht.

    „Sie bekommen noch einen Strahlenschutz für Ihren Intimbereich.“

    „Ich hoffe doch, ich muss mich nicht sofort entscheiden, bezüglich Kinderwunsch. Ich hätte gern unabhängig meiner Antwort so eine Schürze.“

    „Kriegen Sie. Still liegen bitte, dass dauert etwas.“

    Ein paar Minuten später …

    Die Türe öffnet sich wieder und das Team kehrt zurück an die Apparatur, von welcher ich mich gerade aufrichten möchte.

    „Warten Sie, nicht, dass sie noch runterfallen und rechts auch alles kaputt geht.“

    „Sie sind hier also für die Scherze verantwortlich oder?“

    „Sie können so bleiben wie Sie sind, direkt gerade über ist die U2, dort klopfen und reingehen.“

    „So?“ - ich deute auf mich.

    „Ja, durch die Umkleide kommen Sie direkt auf den Gang.“

    „Alles klar, danke.“

    Ich schnappe mir meine Klamotten und öffne die Pforte zum hinteren Ausgang.
    Die Tür zudrückend, stehe ich fast nackt im Gang, welcher wie der Ku-Damm in Berlin am Samstagnachmittag frequentiert ist.

    „Hallo.“ - grüße ich in jede Richtung, während Schwärme an Personal, Patienten und Besuchern an mir vorbei laufen.

    „Ihre Maske?!“ - ermahnt mich eine Ärztin und bleibt bei mir stehen.

    „Ja, Verzeihung. Ich bin hier gerade etwas überrascht.“ - und setze diese halbwegs geschickt auf.

    „WAS machen Sie hier eigentlich?“

    „Zunächst erst einmal, würde ich Sie bitten, sich eines anderen Tones zu befleißigen, denn DASS, was hier gerade stattfindet, ist sicherlich auch nicht die Erfüllung MEINER Träume! Ich war beim CT und die Schwester meinte, ich soll so hier raus, direkt rüber in die U2. Nur, ist hier keine U2, zumindest nicht im Sinne von DIREKT gerade rüber. Und das ist richtig uncool.“

    „Die U2 ist da vorn, 100 Meter, da geht es in einen kleinen Wartebereich.“

    „Danke.“

    Ich bin nicht prüde und mir ist egal, was die anderen denken.
    Trotzdem ist es merkwürdig, fernab der Gefilde vom Saunaclub, wo das ja normal anmutet, unbekleidet durchs Gebälk zu irren.
    Angekommen, klopfe ich und eine Schwester öffnet sogleich.

    „Guten Morgen. UND – bevor Sie was sagen, mir wurde das SO gesagt ...“ - beginne ich.

    „Darf ich Ihren Namen erfahren?“

    „Sicher. DerPharao.“

    „Moment bitte.“

    Nach ein paar Sekunden …

    „Ja, Sie stehen auf der Liste.“

    „Das ist großartig.“

    „Nehmen Sie bitte Platz.“

    „Darf ich fragen wo?“

    „Gleich um die Ecke.“

    „Mir wurde gesagt, ich kann direkt rein, sie sehen ja, ich bin nicht aufs Bankett vorbereitet.“

    „Dort sieht sie niemand.“

    „Gut, danke.“

    Tatsächlich sieht mich in dem Separee niemand, AUSSER die, die schon dort sitzen und ebenfalls warten. Eine Mutter, schiebt einen Doppelzwillingswagen auf einem Quadratmeter hoch und runter und der Nachwuchs, sichtlich unzufrieden, verwandelt den kleinen Bereich in eine akustische Hölle.
    Ein Mann, Typ Binnenschiffer, den sie wegen moralischer Verwerfung wohl vom Piratenschiff geschmissen haben, lehnt mit dem Kopf an der Wand und stiert ins Leere.
    Eine Dame, die jenseits der 80 sein dürfte, begleitet ihre Urgroßmutter, die aller vier Sekunden fragt, in welcher Zeit wir leben.
    Ich finde heraus, dass sie damit nur stetig wissen wollte, wie spät es ist und dies nicht beinhaltet, in welcher Ära der Antike wir gerade alle auf Paracelsus warten.

    Die Babys überschlagen sich und die Frau Mama, welche dafür ja Sorge tragen sollte, entfernt sich.
    Ich dachte, sie kehrt binnen Sekunden zurück, aber nein, sie ward verschwunden.

    „Wo ist die Frau denn hin?“ - fragt eine andere Dame, die noch die Normalste im Sektor darstellte.

    „Sie hat sich nicht bei mir abgemeldet.“ - antworte ich.

    „Die kann doch die Babys nicht allein lassen.“

    „Ja, vor allem nicht solche Babys.“

    „Was machen wir denn nun?“

    „Uns an ihren Stimmen erfreuen.“

    Meine Gesprächspartnerin hat keine Ruhe und klopft am U-Zimmer.
    Da auch die Schwester selbstredend nichts wissen kann, stagnieren wir in diesem Zustand, bis die Mutter nach etwa fünf Minuten zurück kehrt.

    „WO waren Sie denn?“ - wird sie direkt angesprochen.

    „Eene quarzen.“ - meint sie und zuckt die Achseln.“

    „Das ist total verantwortungslos! Sie können doch die Kinder nicht einfach zurück lassen!“

    „Passiert doch nichts. Ist doch ä Krankenhaus.“

    „Ihnen müsste man die Babys direkt wegnehmen.“ - empört sich die Dame immer noch.

    „Aber nein ...“ - werfe ich ein - „... beruhigen Sie sich. Das geht doch nicht. Da hat RTL 2 sicher schon ein Vorvertragsrecht, für die kommenden Folgen „Frauentausch“, „Armes Deutschland“ oder irgendeine andere Untermenschensendung, wo solche Gestalten gefilmt werden.“

    „Aber ich ...“ - möchte die Mutter beginnen zu sprechen.

    „Das nächste Mal, wenn Sie rauchen müssen, dann nehmen Sie diesen Wagen mit. Das wäre reizend.“ - sage ich und blicke ihr direkt in die Augen.

    Zehn Minuten später …

    Ich frohlocke, als ich endlich aufgerufen werde.
    Zu meinem Glück, habe ich einen Oberarzt, der richtig cool ist und mit dem ich sofort eine gemeinsame Wellenlänge erreiche.

    „So, …“ - startet er.

    „Ja, Doc … ich lausche ...“

    „Würde ich sagen, dass ich gute Neuigkeiten habe, würde ich lügen.“

    „Wie schön.“

    „Nein, hier – schauen Sie mal … dass müssen wir operieren, dass sind über 1,5 Millimeter, bis 1 Millimeter Sprengung können wir das konservativ machen, aber so, ich trage Sie ein. Mehr Sorgen macht mir allerdings der fast durchtrennte Nerv – für die Feinmotorik. Brauchen Sie Ihre Finger?“

    „Wie bitte?“

    „Was machen Sie beruflich?“

    „Ich bin Projektmanager und Geschäftsführer meiner Firma. Und ich glaube, dass jeder seine Finger braucht, selbst wenn er nur Seehunde füttert.“

    „Also viel PC – Arbeit ...“ - führt er fort.

    „Ja, überlebenswichtige, existenzielle Schreibarbeit. Aber nicht nur dass, ich spiele auch Klavier.“

    „Ach, wirklich?“

    „WARUM sollte ich ihnen das, … Entschuldigung, ich bin .. nun ...“

    „Da müssen Sie kämpfen, jeder Körper regeneriert anders. Man braucht ja für die Tastatur und fürs Klavier keine 90 Grad Streckung der Arme, nur die Rotation, wofür der Radiuskopf ja verantwortlich ist, dass wird noch dauern. Geduld ist hier das große Wort. Gips, dann Orthese mit Neigungswinkel, dann Physiotherapie.“

    „Als ich hier her kam, hatte ich noch einen Tropfen an Zuversicht.“

    „Die Frakturen kriegen wir mit den Platten wieder gerichtet. Sie sind noch jung, sie werden dort wahrscheinlich wenig Spätfolgen haben. Mit dem Nerv, … da müssen wir noch einmal einen gesonderten Termin machen. Wir machen erst einmal am Dienstag die Operation.“

    „Machen Sie das?“

    „Ja.“

    „Alles klar.“

    Ein paar Augenblicke später …

    „Was passiert denn im schlimmsten Fall?“ - frage ich.

    „Da reden wir noch nicht drüber.“

    „Irgendwie würde ich das schon gern.“

    „Wir gehen jetzt mal davon aus, dass wir alles wieder bei wenigstens 80% ansiedeln können.“

    „Gut. Wegen dem Nerv, ich ziehe in Erwägung, dies eventuell dann woanders operieren oder behandeln zu lassen.“

    „Das ist kein Problem, sie haben freie Arzt und Behandlungswahl. Mit der OP am Dienstag sind Sie einverstanden?“

    „Ja.“

    „Gut, lesen Sie sich dann den Bogen durch und um 7 sind Sie bitte hier. Die Schwester macht Ihnen gleich noch einen neuen Gips, der ist ein bisschen verrutscht, hier oben, das gefällt mir nicht.“

    Wie von dem Mediziner angekündigt, erhalte ich eine neue Schiene, welche mich in Sachen Mobilität noch mehr einschränkt.
    Ich verstehe natürlich, dass der Winkel entsprechend der Diagnose ausgerichtet werden muss, wenngleich ich danach wieder enorme Schwierigkeiten aufweise, die von mir getragene Bekleidung erneut anzulegen.

    Vor dem Krankenhaus …

    Ich schaue an mir herunter und prüfe mich kritisch.
    Kann ich SO ins Artemis?
    Ich bin kein Selbstdarsteller und möchte dort gewiss nicht alle Blicke auf mich ziehen.
    Ich durchlaufe sämtliche Szenarien und entschließe mich, dies via Checkliste abzuarbeiten.

    1. Komm ich überhaupt dahin? Ja, da ich lenken kann und via Automatik eigentlich sowieso nur „mitfahre“.

    2. Was trage ich im Club, beziehungsweise, komme ich in einen Bademantel? Ja, da die roten Gewänder ja bis 3mal XXL verteilt werden, dürfte ich da mit etwas Anstrengung schon hineinschlüpfen können.

    3. Was ist mit Wellness? Gut, dort muss ich komplett verzichten. Sauna fällt weg, Pool auch, da die Gefahr einfach zu groß ist, im nassen Element dahin zu gleiten.

    4. Kann ich etwas Essen? Ja, solange ich kein T-Bone-Steak schneiden muss.

    5. Was ist mit Sex? Nun, dass wird die große Unbekannte, aber einen Versuch kann man da diesbezüglich sicher wagen. Auch wenn man den linken Arm dafür nicht zwingend braucht, ist es doch schon ein Verlust, für diverse Spielarten.

    6. Warum bleibe ich nicht einfach zu Hause? Was stimmt denn nicht mit mir? Nun, Ablenkung ist das große Stichwort, gepaart noch mit der Date-Zusage für Delia, welche ich nur ungern canceln wollte.

    7. Also? DANN FAHREN WIR EBEN DAHIN!

    8. MOMENT! Bin ich denn so überhaupt den Damen zumutbar? Hm, ich erfülle den hygienischen Standard, bin halbwegs mobil, ziemlich schmerzfrei und mein Verstand war immerhin in der Lage, diesen Diskussionspunkt aufzuwerfen.
    So entschließe ich mich PRO ARTEMIS und beschließe ferner, die Dame entscheiden zu lassen, ob sie so, mit dem Gips-Arm, mit mir auf Zimmer gehen möchte.
    Sicher, dies ist kein von einer Kanonenkugel zerfetztes Glied, was lose an mir herunter baumelt, aber vielleicht könnte es doch möglich sein, dass aus Angst einer weiteren Verletzung, oder aus welchen von mir nicht näher bedachten Motivationsgründen auch immer herrührend, eventuell doch eine Art der Zurückhaltung bestehen könnte, was sich aber, ich greife vor, ÜBERHAUPT nicht bewahrheitete.

    Wieder in meiner Häuslichkeit …

    Ich mache nicht mehr viel, lege mich zeitig schlafen und erwarte den Samstag, welcher wieder als wie gewohnt deklarierter Clubtag beginnen sollte …

    Samstag, 17. 10. 2020 … Artemis – Tag …

    Fortsetzung folgt ...
     
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  15. goofie58

    goofie58 Volkstribun

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    Meine "Gefällt mir"s sind Vorschußlorbeeren; muß mir erstmal 'nen Tag Urlaub nehmen, um mir deine Berichte zu Gemüte führen zu können.

    Gruß :cool: Goofie.
     
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  16. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    haha - vielen Dank für das Vertrauen goofie :) Viele Grüße
     
  17. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Von mir aus kannst Du gern noch ein paar Runden durchs Krankenhaus drehen. Ich war und bin bekennender Fan von ER... und hab mich bei der Lektüre königlich amüsiert. Und mir fällt zudem wieder mal eine Geschichte ein...
    Also... ich zähle auch zu denen, die sich das Busgeld sparen, wenn man den Weg auch kommod zu Fuß zurücklegen kann. Neulich im Club - nein, nicht am Westkreuz:
    "Du hast doch Geld!"
    "Nein, hab ich nicht."
    "Doch. Du hast eine teure Uhr."

    Ich hebe meinen Arm. An dem Zeiteisen hänge ich, ich hab's vor Jahren auf dem Graben geschossen, es hängen zudem Erinnerungen dran - wirklich Wert hat das Ding nicht.
    "Das ist meine Puffuhr. Die war billig."
    "Ich weiß. Und Deine teure Uhr hast Du zu Hause gelassen."
    "Pfff..."
    "Und..."

    Madam schaut mich triumphierend an, jetzt knallt sie den Kreuzbuben auf den Tisch:
    "... Du hast gezupfte Augenbrauen!"

    Ja, die Mädchen sind nicht dumm, wirklich nicht.

    Aber nun bitte weiter mit ER Artemis... Popcorn steht bereit!
     
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  18. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Ja, danke der Blumen und des Postings, bevor es hier weiter geht, erstmal die aktuellen Berichte ...
    Aber, keine Sorge, auch hier geht bald wieder voran ...

    Viele Grüße :)
     
  19. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    So, wie versprochen, geht es nun auch hier wieder weiter …

    Es ist 6. 30 Uhr, als mein Wecker klingelt und ich prompt erwache. Als ich an mir seitlich herunter schaue, muss ich feststellen, dass dies alles kein böser Traum war und ich fühle mich unsicher, ob es wirklich richtig ist, gleich in Richtung Artemis aufzubrechen.

    Schwungvoll drehe ich mich nach rechts, um meinem Laken zu entsteigen.
    Jeder sonst so nebenbei und schnell gemachte Handgriff fällt deutlich schwerer und benötigt einer durchdachten Technik.
    Als ich in meinen haus – eigenen Bademantel fahren möchte, quasi als Vorübung für Berlin, stelle ich fest, dass ich zwingend um ein größeres Textil bitten muss, da mir meine gewohnte Größe bezüglich Einfallwinkel und Ärmeldurchmesser durch den Gips nicht mehr passt.

    Ich quäle mich durch das Prozedere im Bad und stelle mich unter die Dusche, in der ich inzwischen schon so etwas wie Routine entwickelt habe.
    Nachdem ich meinen Zahnputzbecher mit Wasser befüllt habe, positioniere ich meine Zahnbürste auf diesem, um mit der einzigen verfügbaren Hand die Zahnpasta heraus zu drücken.
    Ich freue mich zunächst, dass dies gelingt und bin kurz darauf tot – traurig, als die Bürste nach links in Richtung Waschbecken abkippt.

    In der Küche trinke ich eine Tasse Kaffee und kaue lustlos an einer Scheibe Knäckebrot, als ich Geräusche höre, deren Ursprung ich seitlich meiner Terrasse ausmachen konnte.
    Wie so oft, hatte eine Bande Waschbären, in den frühen Morgenstunden, ihren Raubzug angetreten.
    Da bisher weder Bedrohung, Kampf oder Bestechung geholfen haben, habe ich ein Stück weit resigniert und aufgegeben und beschlossen, sie agieren zu lassen, solange sie keinen größeren Schaden anrichten.

    Ich erblicke einen Vertreter dieser Spezies, wie er meinen Gartenschlauch stehlen möchte, aber feststellt, dass die Hauswand, an welcher dieser befestigt ist, doch mehr Kraft aufweist als er selbst, so dass er von diesem Vorhaben ablässt.
    Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch, vergeht er sich an einem fast leeren Sack Mulch und klaut diesen ohne Inhalt, um sich mit seiner verdienten Beute wieder in Richtung Wald aufzumachen.

    Meine Häuslichkeit liegt im Naturschutzgebiet, quasi grenzend an eine Nah – Erholungszone und könnte somit kaum idyllischer und ruhiger anmuten.
    Entgegen dem Trubel in meinen Büros in den Großstädten, ist dies wirklich ein Hort der Entspannung und Stille, wie ich sie absolut zu schätzen gelernt habe und kaum mehr missen möchte.
    Nachteilig ist zwangsläufig, mit der Fauna als Nachbarschaft, dass ich bereits „Besuch“ von fast allem hatte, was so in den heimatlichen Wäldern des Nächtens unterwegs ist.
    So auch von einem Eichhörnchen, dem ich stets ein paar Nüsse bereit gelebt habe, weil ich es nicht übers Herz gebracht habe, es zu enttäuschen, wenn es sozusagen eine halbe Weltreise für seine Verhältnisse hinter sich gebracht hat.
    Eines Tages, war ich sehr erstaunt, als es einen Kumpel mitbrachte, mit diesem aber in Streit geriet und beinahe vom Balkon am Schlafzimmer kippte.
    Dies muss so traumatisch gewesen sein, dass ich es danach nie wieder gesehen habe.

    Aber zurück ins „Hier und Jetzt“ des 17. Oktobers …

    Da ich nicht wie ein Obdachloser ins Artemis fahren möchte, bin ich gezwungen, zu improvisieren, um eine halbwegs adrette Garderobe anzulegen.
    Ich schneide ein Shirt entlang der Achsel ein Stück weit nach unten, um besser hinein gleiten zu können. Als dieses halbwegs passt, mühe ich mich in eine Weste und betrachte mich im Spiegel.
    Nun, es ist ein ungewohnter Anblick, aber ich habe keine Wahl, wenn ich meinen Plan verfolgen möchte.
    Zu meinem großen Glück, hatte ich mir erst vor einer Woche ein paar Hosen bestellt, welche eher bequem anmuten und wie Jogginghosen einfach nach oben gezogen und schließlich mit einem Bändchen „geschlossen“ werden können.
    Diese weisen eine Art „Jeans-Optik“ auf, sodass man, aus größerer Entfernung, denken könnte, dass man ein besagtes Kleidungsstück aufweist, was aber, je näher man kommt, doch klar als „Fake“ zu identifizieren ist.

    Da ich keines meiner gefühlt 6000 Jacketts zerschneiden möchte, verlasse ich, dass erste Mal seit mindestens 10 Jahren, mein Obdach OHNE eines meiner absoluten Must – Haves und begnüge mich mit einer dunklen Jacke.

    Auf der Fahrt Richtung Berlin …

    Rein fahrtechnisch weise ich keinerlei Einschränkungen auf.

    Nachdem ich das erste Mal vor Schmerzen geschrien habe, nachdem ich den Blinker mit links setzte, hatte ich mich auch daran gewöhnt, wenngleich es schon wirklich wirklich komisch ist, wenn man nicht einmal in der Lage war, dass Licht mit dem lädierten Arm einzudrehen.
    Dieser ruht fast während der gesamten Fahrt auf meinem linken Oberschenkel und ich lausche den Hinweisen der Kinder, welche bei Radio „Jump“ Gegenstände beschreiben, die gegen Geld von Anrufern erraten werden können.
    Die Dame in der Leitung ist hörbar enttäuscht, als ihr Lösungsvorschlag leider alles andere als richtig war und hatte die Gewinnsumme wohl bereits schon im Vorfeld verplant.

    Etwa 10 Kilometer von mir entfernt, erschrecke ich kurz und prüfe, ob ich überhaupt irgend etwas eingesteckt hatte. Es stellt sich heraus, dass ich ohne Brieftasche, Handy und alles, was man so benötigt, gestartet war, weil mein Outfit einfach derart ungewohnt für mich anmutet, dass die prüfenden Handgriffe einfach wegfielen.
    So drehe ich, kehre zurück, bewaffne mich mit dem Fehlenden und beginne meine Reise neu.

    „Das fängt ja sagenhaft gut an...“ - denke ich mir, als ich bei einer Ausfahrt abfahre, um einen Kollegen aufzusammeln, welcher bereits auf mich gewartet hat.

    Wieder auf dem Asphalt …

    Es nieselt leicht, wenngleich doch sonst die Witterung ihr Bestes gibt, den beginnenden Tag rein wettermäßig in eine akzeptable Bahn zu lenken.
    Da für mich sowieso Außenpool und Sauna auf Zeit gestorben sind, ist es mir eigentlich auch egal, selbst wenn ein Unwetter aufziehen und die Gegend um Berlin mit einem zwölfstündigen Dauerhagel versehen würde.

    Im Vorfeld, vom letzten Besuch von vor zwei Tagen, wusste ich ja bereits, dass ich diesmal mit meinem „Zuckerstück“ nicht rechnen durfte.
    Auch wenn sonst, prinzipiell bei uns, doch alles möglich ist, klang die Information derart überzeugend, dass der bevorstehende Clubtag ohne die geschätzte Anwesenheit von Anja statt finden würde.

    Einerseits natürlich ein erheblicher Verlust ohne Frage, wenngleich ich das „positive“ Fazit zog, so erst einmal im „Feldversuch“ meine Praxis – Tauglichkeit zu checken, da ich mit derartiger Einschränkung noch niemals Clubben war.

    Natürlich wäre ich auch gern Delia oder anderen Damen in gewohnt körperlicher Unversehrtheit gegenüber getreten und ich hoffe, man versteht mich diesbezüglich nicht falsch, da ich mit „Feldversuch“ eher meinte, wie man mit Gips so generell durch den Tag kommt, ohne ständig auf Hilfe bei Kleinigkeiten angewiesen zu sein.

    Check – Inn …

    Ich betrete als Erster den Club und stelle mich an den Tisch.

    „Hallo Ioana.“ - sage ich und muss schmunzeln.

    „Hallo.“ - antwortet sie doch ungewohnt „neutral“ und schenkt mir nur einen kurzen Blick.

    „HALLO Ioana.“ - wiederhole ich.

    „OH NEIN! Ich habe dich gar nicht erkannt!“ - stößt sie aus und strahlt.

    Ich bringe sie auf den neuesten Stand, nachdem sie mir erst gar nicht geglaubt hat, dass meine Erzählung kein Scherz ist.
    Wie von mir erbeten, erhalte ich diesmal einen großen roten Mantel und stehe kurz darauf am Wertschließspind, um meine Habseligkeiten ins Innere zu bugsieren.

    Umkleide …

    Kaum, dass ich mich in Richtung dieses Bereichs aufgemacht habe, hatte die nette Dame von der Reinigung schon gefragt, ob sie mir die Schlappen vom oberen Schrank reichen solle.
    Eine sehr höfliche Geste, für welche ich mich herzlich bedanke und welche ich selbstverständlich auch annehme.

    Am letzten Samstag – und am Sonntag, hatte das alles eine gewisse Routine und ich habe mir Tricks und Drehs angelernt, wie ich komplett ohne größere Verluste auch vollständig ohne Hilfe über den Tag komme.

    Ich bin froh, als ich mich mit Bademantel bekleidet, auf die kleine Holzbank setze.
    Leider muss ich den Ärmel, den ich eigentlich komplett unten lassen wollte, durch den auf den Gips ausgeübten Druck, bis zum Ellenbogen nach oben krempeln und verliere somit meine „Tarnung.“
    Die größte Schwierigkeit, die ich über den Clubtag haben sollte, war tatsächlich das Verschließen des Mantels, da ich faktisch einfach nicht mit der linken Hand einen Gegenzug ausüben konnte.
    So versuchte ich mich in einer Vielzahl von Knoten, die selbst Kapitän Quint bei „Der weiße Hai“ beeindruckt hätten, aber alle nicht hielten, sobald man sich setzte, aufstand oder irgendeiner anderen Bewegung huldigte.

    Frühstück …

    Mein Malheur war bereits bis in die Küche vorgedrungen, wo ich direkt angesprochen werde.
    Ich bedanke mich der Nachfrage und beziehe natürlich Stellung.
    Beim Frühstück habe ich keine Schwierigkeiten, nachdem ich mir meine Tomate und meine zwei Scheiben Speck auf passende Gabelgrößen vorgeschnitten hatte.

    Wieder in der Lounge …

    Ich flaniere nach vorn, als mein Kollege bei einem Zigarettchen auf der Empore Platz nimmt.
    Kurz vor dem „Safe“ stoße ich beinahe mit Nadine zusammen, welche sich natürlich auch nach meinem Befinden erkundigt, da sie sicher die mit am weitesten „eingeweihte“ Person war und mich netterweise auch am Donnerstag verarztet hatte.

    Ich vertraue ihr an, was ich an Neuigkeiten diesbezüglich zu vermelden habe.

    „ … und du kommst da HIER her?“ - lacht sie und schaut mich mit großen Augen an.

    „Ich wünschte, ich könnte „Nein“ sagen ...“

    „Scheiße, ich dachte es wäre nur geprellt ...“

    „... hatte ich auch gehofft, aber, anstatt jetzt den ganzen Tag zu Hause zu sitzen, habe ich hier ein wenig Ablenkung. Vielen Dank nochmal!“

    „Da nicht für. Gerne. Und das muss operiert werden?“

    „Yes. Am Dienstag. Und - wenn wieder was ist, ich betrachte das jetzt als Privatpatientenbasis mit dir. Aus der Geschichte kommst du nicht mehr raus ...“ lächle ich und entferne mich, nachdem weitere Gäste einchecken und sie ihrer Berufung nachkommen möchte.

    Die Stunden am Tage …

    Ich glaube, dass ich noch nie soviel Zeit am Stück in der Lounge verbracht habe, da ich, als großer Anhänger der Schwitzkultur, doch tagsüber sehr gerne sauniere.
    Erschwerend kommt hinzu, dass auch meine Clubbezugsperson heute wie angesprochen mit kompletter Abwesenheit glänzt und ich somit mit allen Traditionen breche, welche sonst doch wie das Grundgesetz verankert sind.

    Es freut mich natürlich, dass ich von sehr vielen Damen auf meine sichtbare Einschränkung angesprochen werde und freundliche Genesungswünsche erhalte.
    Hier seien vor allem Alina, Gabi, Schoko, Ranja, Nikita, Esra und Co erwähnt, mit welchen ich mich auch ein kleines Weilchen unterhalte.
    Aber selbst Damen, mit welchen ich sonst ohne bösen Grund eher weniger Kontakt aufweise, fragen mich und wir schwatzen ein paar Worte.

    Dieser „Besuch“ war schon total anders als sonst, weil man eben zwangsläufig andere Pfade beschreitet und einem letztendlich doch auch nichts anderes übrig bleibt, als sich der derzeitigen Lage anzupassen.

    Ich treffe Lilia, unterhalte mich mit ihr und bedanke mich noch einmal bei Katja für die Medikamenten – Versorgung vom Donnerstag. Die Gang ist beinahe vollzählig und ich freue mich über ihre Anwesenheit, wenngleich doch ein für mich vertrauter und geschätzter „Faktor“ in ihren Reihen einfach fehlt.

    Da ich nicht die ganze Zeit nur auf dem Sofa sitzen kann, flaniere ich wenig durch die Räumlichkeiten und bleibe irgendwie an dem Spielautomaten hängen, welchen ich vorher auch wenig beachtet habe.
    Mein Kollege kommt dazu und wir spielen Roulette, bis Hannah dazu stößt und fragt, ob sie mitspielen dürfe.

    Selbstverständlich bejahen wir dies und steigen um auf „Kniffel“, wo sie das Glück der Fortuna quasi in Dauerschleife gebucht hat.
    Zu uns gesellen sich mehr und mehr Damen, unter anderem Esra und Elli, welche die freien Plätze auffüllen.

    Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es Zeit wird, mein ausgemachtes Date mit Delia zu begehen, welche ich schon flüchtig an mir hatte vorbei huschen sehen.
    Gerade, als ich einer weiteren Dame meinen Platz angeboten habe, kommt Delia schon zu mir und wir wechseln in die obere Etage.

    Zimmer 17 …

    Nun, ich habe zu diesem Love – Room eine kleine Vorgeschichte, einen besonderen Bezug und wenn es sich umschiffen lässt, meide ich dieses Zimmer wie der Teufel das Weihwasser.
    Manches verbindet man zwangsläufig mit Erlebnissen, so wie jetzt gerade die „23“, wenngleich es dort nur ausschließlich mit aktuelleren, sehr schönen Erinnerungen verbunden ist.
    Da ich mit Delia aber bisher nie auf Zimmer war, ich einfach nicht darauf geachtet habe, welchen Schlüssel sie nimmt und ich nicht direkt einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen möchte, arrangiere ich mich selbstredend damit und wir beziehen die Räumlichkeit.

    Zu dieser Dame hatte ich ja bereits ein kleines Feedback gegeben und ich bin wahrlich erstaunt über ihre sehr gute deutsche Sprache.
    Zwar hatten wir schon des Öfteren mal ein paar Worte gewechselt, aber bei Weitem nicht so fließend und fortlaufend.

    Als ich mich entkleide, betrachtet sie meinen lädierten Arm.

    „Das hattest du aber Donnerstag noch nicht.“ - meint sie und schlägt die Hände vors Gesicht.

    „Verletzt schon, aber nicht so verbunden.“

    „Und du bist hier?“

    „Natürlich. Ein Date ist ein Date und wenn du extra eine halbe Stunde für mich eher kommst, wirke ich doch wie der unzuverlässigste Typ, wenn ich einfach nicht da bin.“

    „Aber das hätte ich doch verstanden!“

    „Im Nachhinein ja, aber an diesem Tage, also heute, sei bitte ehrlich, wahrscheinlich nicht...“

    „Ja, es hätte nicht zu dir gepasst.“

    „Eben. Danke für deine Ehrlichkeit. Und du hättest bestimmt gedacht, was die anderen Damen für einen Unsinn erzählen, was meine Person im Positiven betrifft. Ich pflege Absprachen immer einzuhalten. Wäre es gar nicht gegangen, hätte ich angerufen und Nadine gebeten – oder wen auch immer – dir bitte wenigstens Bescheid zu sagen. Ein Gebot der Höflichkeit. Der erste Eindruck zählt.“

    „Wow. Okay. Du bist echt mal was anderes. Du bist sonst immer lange auf Zimmer. Tut mir leid, dass ich nur eine halbe Stunde habe.“

    „Es ist alles in Ordnung - ich danke dir nochmal für die sehr nette Geste, extra eher gekommen zu sein, mir ist klar, dass du das überhaupt nicht machen musst. Außerdem, wer weiß, vielleicht kommen wir überhaupt nicht miteinander klar, …“ - ich lächle - „... und deswegen ist es immer ganz gut, mal in einer Zeiteinheit die Chemie auszutesten. So sehe ich das. Es geht ja gar nicht nur um den Gast, vielleicht muss auch die Frau sagen, NEIN – selbst für 1000 wiederholen wir das nicht... also nicht auf mich bezogen, generell.“

    „Ja, Geld ist nicht alles. Aber du bist sonst auch meist länger ...“

    „Ach so, entschuldige, ich habe das gar nicht beantwortet. Hm, ja und nein. Eigentlich mache ich sonst schon oft „nur“ eine halbe Stunde oder Stunde, wenn ich jemand neu „kennenlerne“. Es gab, oder vielmehr gibt nur zwei „Ausnahmen“. Eine davon ist – oder eben war – nun, dass wäre eine Netflixserie – und, aktuell, gibt es nur eine Dame, wo es jenseits aller roten Linien ausartet, in Zimmerlänge ...“

    „Ich weiß schon ...“ - lächelt sie.

    Ich deute mit dem Finger auf sie und erwidere ihr Lächeln.

    „IHR … meine liebe Delia, …. IHR, … wisst ALLES, wenn ihr das wollt. Und ihr müsst dafür nicht mal da sein, es gibt ja ein Netzwerk an „Spioninnen“, die alles mitbekommen und diejenige vertreten, die gar nicht da ist. Der größte Fehler, den hier die Gäste machen, ist zu denken, dass alle blöd sind – dass immer der andere dumm ist – und man über allem steht. Das zu erkennen, dass es nicht so ist, ist eine wichtige Erkenntnis.“

    „Du hast vollkommen Recht. Interessant.“

    „Schau uns an, wir wussten zwar, dass wir existieren, wir haben nie ein Problem miteinander gehabt, öfter mal kurz miteinander gesprochen, aber auch nie wirklich den hyper – scheiß – intensiven Bezug gehabt. Trotzdem wissen wir eine verfluchte Menge über den anderen. Wer er ist, wie sein Buchungsverhalten anmutet, die Sache mit deinem Gast, deine Handtuch und Schlappen – Catwalk – Geschichte, du mit wem ich auf Zimmer bin, sogar wie lange, obwohl du und sie ja auch nicht wirklich miteinander zu tun habt. Es ist eine völlige Parallelwelt hier. Irgendwann ist man so vernetzt, dass man selbst Geschichten hört, die man gar nicht hören will.“

    Schlussendlich haben wir tatsächlich noch Sex, nachdem das Intro doch eher stark an einen Taktikfeldzug erinnerte.
    Ein Beschnuppern, da wir uns gegenseitig als Mensch und Gast/Dame – Verhältnis sicher nicht uninteressant finden.

    Delia ist sehr zärtlich und aufmerksam, um mir nicht weiteren „Schaden“ zuzufügen und erkundigt sich des Öfteren, ob alles okay ist. Ich versichere ihr, dass ich jetzt nicht aus Glas bin und wertschätze ihre höfliche Art.
    Ihren Service betreffend, kann man nur sagen, dass hier alles auf einem sehr hohen Level stattfindet, was mich aber nicht überrascht, da ich von nichts anderem ausgegangen bin.

    Natürlich, hätte es aus welchen Gründen auch immer dennoch nicht passen können, aber schon beim Gespräch auf dem Bett kristallisierte sich heraus, dass hier für keinen eine unangenehme Zeit bereit stand.
    Die dreißig Minuten fühlen sich für mich inzwischen selbstverständlich an, als würde ich in der roten Ampelphase aufs Abbiegen warten.

    Wir verabschieden uns nett und ich laufe in Richtung Dusche, um mich entsprechend zu säubern.
    Als ich zum Spielautomaten zurück kehre, sitzt dort bereits Delia, welche „Platz“ übernommen hatte.

    „Willst du wieder? ...Ich dachte, da du...“

    „Bleib sitzen. Ich brauche nur eben etwas länger – mit allem. Duschen. Entschuldigung.“

    Ich positioniere mich an der hinteren Wand und beobachte das Treiben auf dem Display.
    Die Damen sind zu einem Spiel gewechselt, wo ständig Karten aufploppen, welche man, nach welchem System auch immer, auf einen unteren Stapel anordnen muss.
    Flink wie die Windhunde duellieren sich die Damen, solange, bis bei einer drei hellblau funkelnde Diamanten erscheinen und die Runde als gewonnen gilt.
    Delia erweist sich quasi als unbesiegbar, aber auch Esra und Elli können einige Runden für sich beanspruchen.

    Ich stoppe keine Zeit, aber wir sind sicher drei Stunden an dieser Kiste, in unterschiedlicher Konstellation, wo immer mal wieder einer ein wenig Geld nach münzt.
    Es ist eine durchaus witzige und schlagfertige Runde, wobei uns Delia am ehesten verlässt.

    Esra zieht die Karten in Sekundenschnelle weg und betrachtet mich.

    „Hast du jetzt verstanden?“

    „Ja.“

    „Wirklich?“

    „NATÜRLICH NICHT. Es hat mir immer noch keiner erklärt und ihr macht das so schnell, dass man gar keine Chance hat, dass zu verstehen.“

    „Du musst die sortieren.“

    „Das ist mir schon klar. Macht ihr mal, ich schaue weiter zu, wie wir alle in die Spielsucht abgleiten.“

    Fortsetzung folgt ...
     
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  20. Römer 24380

    Römer 24380 Guest

    Als immer mehr Damen den Spielautomatenbereich „stürmen“, entschließe ich mich zum glorreichen Rückzug, auch, um einen Happen zu mir zu nehmen.
    Im Restaurant erwarten mich gefüllte Paprika und türkischer Gulasch, wobei ich zum Menü Nummer zwei tendiere und wenig später bei Tisch sitze.
    Diese Speise habe ich dort schon vermehrt verkosten dürfen und in Beilage mit Kartoffelspalten auch in Gänze eine grundsolide Geschmacksreise.

    Wieder in der Lounge …

    Es ist ein wenig merkwürdig, da ich sonst, zugegebener Maßen, in den Abendstunden, einfach anders „verplant“ bin als an diesem Tage.
    Alles läuft ein wenig anders, komisch und es kommt erschwerend hinzu, dass ich ohnehin kein Freund von großen Veränderungen bin, sondern lieber eine gewisse Struktur aufweise.
    Sicher, es muss nicht alles verplant sein, aber es ist schon beruhigend zu wissen, wie und wann der Clubtag in etwa für einen selbst Gestalt annehmen könnte.

    Im Innenbereich am Geländer …

    Da alle Sofas besetzt sind, lehne ich im Einflugbereich der Clublounge und nippe an meinem Orangensaft, als eine Dame bei mir stehen bleibt.

    „Hy.“ - sagt sie und schaut mir in die Augen.

    „Hallo.“ - erwidere ich dem Anstand entsprechend.

    „Was machst DU denn HIER unten?“ - fragt sie mich mit erhöhter Stimme.

    „Wie bitte?“

    „Du bist doch sonst immer mit der hübschen Blonden, die mit der anderen blonden Frau und der dunkelhaarigen Frau zusammen sitzt.“

    „Ähm … ja – dass hast du wunderbar beobachtet.“

    „Und heute nicht?!“

    „Wie du siehst ...“

    „Warum nicht?“ - harkt sie nach.

    „Hm, es gestaltet sich etwas schwierig, mit jemandem Zeit zu verbringen, wenn der – oder diejenige nicht da ist.“

    „Ach sie ist nicht da?“

    „Nein. „Fernbeziehungsmodus“ heute – aktiviert.“ - „scherze“ ich.

    „Und wo ist sie denn?!“

    „Nicht da. Frei, Tagesurlaub, Privatangelegenheiten, Pause, Kopf freibekommen, … einfach mal nicht da. Wie es jede von euch mal machen sollte.“

    Es herrschen ein paar Sekunden Stille.

    „Und dein Arm?!“

    „Das war sie – sie sitzt jetzt die Strafe ab. Natürlich nicht! Nur ein Spaß, ich bin gestürzt – draußen, Außenbereich, ausgerutscht, wie es eben leider passieren kann.“

    „Aber du warst danach auf Zimmer – mit ihr.“

    „Ach, du führst wohl Bilanzen darüber? Ja, ich wusste da noch nicht, wie schlimm es ist.“

    „Hm, … was trinkst du da?“

    „Sag mal, bist du von der Staatsanwaltschaft?“ - frage ich sie.

    „Wieso?“

    „Weil ich mich fühle, als wäre ich im Kreuzverhör, als wäre ich im Kronzeugenprozess.“

    „Wir lernen uns doch nur kennen.“

    „Das ist kein Kennenlernen, dass ist gelinde gesagt eine Katastrophe...“ - lächle ich.

    Wenig später löste sich dann diese Unterhaltung und es bestätigt sich wieder, wie viel die Damen und Gäste voneinander mitbekommen, selbst bei denen, wo man es am wenigsten erwarten würde.

    Durch blanken Zufall – und durch den langen gemeinsamen Aufenthalt im „kleinen Casino – Bereich“, komme ich mit der rumänischen Dame Elli ins Gespräch, mit welcher ich so vorher auch noch nie Kontakt hatte.
    Sie macht einen sympathischen und aufgeschlossenen Eindruck und wir gehen nach oben, ohne, dass ich das irgendwie geplant hätte.
    Auch diese Dame nimmt sehr viel Rücksicht auf meine Einschränkung und final, am Ende der halben Stunde, kann ich auch hier ein positives Fazit ziehen.
    Eine Lady, die auf alle Wünsche eingeht und sich auch entsprechend der Entwicklung des gemeinsamen Zimmers anpasst.
    Gern überreiche ich das Salär nebst einem Obolus am Wertschließfach und wandere in Richtung Dusche, wo ein älterer Geselle beinahe meinen „Stunt“ von außen nachahmt.

    Nassbereich …

    „Scheiße!“ - stößt er aus, nachdem er sich gerade noch ausbalancieren konnte.

    „Alles gut bei dir?“ - frage ich.

    „Danke. Wäre beinahe schief gegangen...“

    „Streich das „wäre“ und „beinahe“ und schau mich an, ich habe es nicht mehr retten können.“

    „Kaputt?“

    „Ziemlich.“

    „Gute Besserung.“

    „Danke.“

    „Weißt du, ob es hier Frauen aus der Demokratischen Republik Kongo gibt?“

    „Moment, … WAS? … also, ich habe schon verstanden, aber warum muss es genau der Kongo sein?“

    „Da war ich im Urlaub und die sind super.“

    „Naja, es gibt einige dunkelhäutige Damen hier, auch exotische Damen aus Kuba, der DomRep – und eben auch aus Afrika, aber, da ich hier nicht die Personalbögen und Reisepässe checke, kann ich dir da leider nicht helfen.“

    „Kannst du mal fragen?“

    „Was denn?“

    „Wegen dem Kongo.“

    „Die Option wäre doch, die Dame direkt zu fragen.“

    „Das ist aber so umständlich.“

    „Schönen Abend noch.“ - schüttele ich den Kopf.

    Mitten in der Nacht …

    Es ist nach 23 Uhr, als ich mir an den Kühlgeräten einen Energydrink aus der Ablage fische.
    Leider gelingt es mir nicht, den Verschluss zu öffnen und ich benötige ein wenig Hilfe.

    An der Champagnerflasche treffen wir auf Lilia, welche sich dort positioniert hat und scheu in die Runde lugt. Wenig später ergänzt uns auch die Katja, die ebenfalls ihr Lager an der nördlichen Wand aufschlägt.
    Beide sind mir ans Herz gewachsen und ausgesprochen sympathisch.
    Es kennzeichnet sie eine feine Form der Witzes, aber auch generell kann man sich kommunikativ in jede Richtung bewegen und ein angenehmes menschliches Wesen ausmachen.

    Hätte mir jemand gesagt, dass ich in dieser Gruppierung einmal so „zu Hause“ sein würde, dann hätte ich das vermutlich ins Reich der Fabeln verwiesen, ohne die Damen damit als Personen herab zu würdigen.
    Es war schlichtweg vorab kein Kontakt da und man agierte in anderen Quadranten des Clubs, wo man auch selten „Gefahr“ lief, sich zu begegnen oder gar näher kennen zu lernen.
    Umso schöner, dass sich inzwischen ein derartiges Sympathielevel bildete, dass es schwer macht, sich vorzustellen, wie es all die Monate vorher überhaupt komplett „ohne“ ging.
    Selbstverständlich war mein Kennenlernen mit Anja und die daraus folgende Intensivierung unseres Kontakts hier der große „Dosenöffner“, wo man nach und nach auch die anderen Damen ihrer Gruppe „beschnuppern“ durfte.
    Es macht großen Spaß, ein wenig zu scherzen und in eine angenehme Plauderei zu verfallen.

    Ich bitte Lilia, mich notfalls für kommenden Samstag zu „entschuldigen“, da ich wie gesagt pflege, ausgemachte Dates auch einzuhalten.
    Basierend der OP, welche mich am kommenden Dienstag erwarten würde – und der noch nicht klar definierten Aufenthaltszeit im Krankenhaus im Anschluss, war noch nicht gesichert, ob ich meine „Verabredung“ im Club in einer Woche mit Anja einhalten könnte.
    Dankenswerter Weise sagt sie mir zu, sie zu informieren, sodass es am Ende eine „Überraschung“ wird, ob ich erscheinen kann oder nicht.

    Mein Kollege erhält schließlich noch die Freude, mit Lilia ein Zimmer zu teilen, während ich alleine zurück bleibe.

    Ranja entdeckt mich, winkt mich heran und ich verbringe einige Minuten mit ihr, wobei ich mich direkt entschuldige und sie darauf hinweise, dass meine Aktivitäten für heute beendet sind.
    Auch diese Dame ist wirklich freundlich, höflich und herzlich, sodass es mit der Zeit wirklich schwer fällt, allen Ansprüchen gerecht zu werden, ohne die ein oder andere Dame auf Dauer zu verprellen.

    Da ich deutlich länger mit Ankleiden benötige – und es auch schon fast 2 Uhr ist – gehe ich bereits vor und quäle mich in mein Räuberzivil.
    Mein Kollege folgt mir auf dem Fuße und beginnt ebenfalls, den Mantel des Paradieses gegen die weltliche Kleidung einzutauschen.

    An der Rezeption schwatze ich mit Nadine, bis mein Clubfreund nachrückt und wir gemeinsam aus checken.
    Ein doch so ziemlich diesmal total anderer Artemistag, trotzdem schön und vor allem ablenkend dessen, was bald auf mich zukommen würde.

    Es war interessant, mit welchen Mädels man ins Gesprächs kam, mit welchen man vorher wirklich so gut wie noch nie eine Silbe gewechselt hatte.
    Hannah, Aliv, Elli, … müßig, alle Damen aufzuzählen und ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal in der Nacht so lange in der Lounge war.
    Normalerweise erlebe ich den Großteil in den oberen Etagen und – wenn man ehrlich ist – so ist man da des Nächtens auch wesentlich besser aufgehoben.

    Es erwartet uns eine doch ziemlich ruhige und wettermäßig freundlich gesinnte Berliner Nacht und ich jage meinen PKW in Richtung sächsische Hauptstadt.
    Während man dies schreibt, so keimen direkt Emotionen, welche man sofort greifbar vor Augen hat.

    Die Rückfahrt, nachdem man gewendet hat, erneut am Artemis vorbei in Richtung Heimat, die Endlichkeit des Besuchstages, aber die Gewissheit, wieder zurück zu kehren …
    Diesmal musste ich mir erneut die Frage stellen, wann und in welchem Zustand ich das nächste Mal hier aufschlagen würde.

    Der kommende Samstag?

    Ich würde es mir wünschen, ist doch dieser Ausflugstag zu einem lieb gewonnenen Ritual geworden.
    Ich hatte mich im Internet belesen, wie meine Frakturen ausheilen und wie lange man eventuell ausfallen könnte, sodass ein „Comeback“ nach der Operation in drei Tagen, nach weiteren drei Tagen, also zum Sonnabend, eher unwahrscheinlich anmuten dürfte.
    Gut, folgen wir dem Willen der Götter und müssen ohnehin akzeptieren, was uns die Oberen gesandt haben.

    Vielleicht war es auch ein Zeichen, bewusst einen anderen Weg einzuschlagen, sich dessen zu berauben, an was man sich die Wochen zuvor berauscht hatte.
    Wir häufen unsere Zweifel, unsere Fehler und erschaffen daraus ein Ungeheuer, welches wir gern als Schicksal bezeichnen.
    Es ist einfach, die Entschlüsse, die man selbst treffen sollte, in die Hände anderer zu legen, oder gar auf ein Omen zu hoffen, welches einem den Weg weist.

    Ich war entschlossen, wenn es irgendwie gehen würde, am nächsten Samstag zurück zu kehren.

    Sonntag, 18. 10. 2020 …

    Ich schlafe aus und habe, trotz des Gipses, eine gute Position gefunden, in welcher ich erst gegen 11 Uhr erwache.
    Der Tag nach dem Saunaclub ist immer etwas verloren, beschäftigt man sich doch öfters noch mit den Nachwirkungen und Eindrücken des Erlebten.
    Ich kann nur meinen Hut vor den Damen ziehen, welche quasi täglich neu in diesen Kosmos eintauchen und vom Kopf her eine Möglichkeit gefunden haben, dies für sich so zu katalogisieren, dass man eine Barriere zwischen Club und Privatleben erschaffen konnte.
    Eine heile Kuppel, welche gesichert wie Fort Knox, nur das eindringen lässt, was man auch selbst dazu einlädt.

    Es benötigt eines starken Charakters, sich nicht irgendwann selbst zu verlieren und diese Grenze stetig zu verteidigen. Immer wieder wandert man durch wie von Nebelschwaden gezogene Dunkelheit und erneuert sich fortlaufend der Stärke der eigenen Persönlichkeit.
    Ich finde es bewundernswert, mit welch scheinbar spielend leichter Urgewalt einige Damen diese Welten trennen und ich kann nur wünschen, dass dieses Ideal niemals ins Wanken gerät.
    Ein Schiff ist im Hafen stets sicher, doch dafür wurde es nun einmal nicht gebaut.
    Erst auf hoher See, zeigt sich, wie stabil das Geflecht wirklich anmutet, sollte man einmal in Seenot geraten.

    Ich gehe spazieren und google dabei Erfahrungen anderer mit meinem Verletzungsbild.
    Während ich das lese, reift in mir der Gedanke, mich an den nächsten Ast zu knüpfen, da grundsätzlich alle schreiben, dass sie, auch Jahre danach, noch erhebliche Einbußen zu verzeichnen haben.

    Warum sollte ich etwas Besonderes sein? Warum sollte ich eine Ausnahme darstellen?
    Ich bin sehr viel hartnäckiger als andere, in jedem Bereich des Lebens und ich werde alles dafür tun, meine alte Stärke zurück zu erlangen. Rein medizinisch betrachtet, falle ich genauso in die Gruppe, für die bezüglich Langzeitfolgen eine ähnliche Prognose anstehen könnte.
    Man müsste schon fast ein Baby sein, dass man die Gewissheit hätte, dass alles wieder werden würde wie vorher, aber, dass ist leider über eine längere Zeitspanne Geschichte.

    Am Abend bestelle ich mir asiatisches Essen – anbei, wo ich gerade daran denken muss, größter Fan, ich hoffe du hast das geteilt und mit „dass“ meine ich meine „Einladung“ - und verkoste es auf meiner Couch mit einer Hand, während ich mir meine Lieblingsserie zu Gemüt ziehe.

    Alles in allem ein doch recht unspektakulärer Tag, welchen ich bereits gegen 21. 30 Uhr beende.

    Montag, 19. 10. 2020 …

    Arbeitstag, Wochenbeginn und alle sitzen am Tisch und warten auf meine Bestellung.
    Ich hatte in meiner Firma noch nicht Bescheid gesagt, dass es bezogen auf meine Anwesenheit wahrlich noch spärlicher ausfallen könnte als ohnehin und betrete den Konferenzraum, wo alle auf mich warten.
    Nur wenige waren am letzten Freitag zugegen und so hatte ich die Verpflichtung, erst einmal alle ins Boot zu holen und die Aufgaben neu zu verteilen.

    „Emelle, bitte kümmere dich um alles. Es ist ein so friedlicher Tag und tue dein Möglichstes, dass er auch so endet. Mia ist ab Donnerstag wieder da, bis dahin wäre es reizend, wenn du hier die Stellung hältst.“

    „Das werde ich tun. Santi?“ - antwortet mir diese und ruft eine andere Dame zu sich.

    „Du übernimmst hier alles bis Donnerstag, damit ich trotzdem nach Berlin kann.“

    „Aber du hast doch gehört, du solltest doch ...“ - möchte diese etwas einwenden.

    „Ich sagte, triff die Vorbereitungen.“

    Santi trollt sich und Emelle lächelt mir entgegen.

    „Siehst du, ich habe alles im Griff. So kann ich doch ins Büro nach Berlin.“ - sagt sie selbstbewusst.

    „Aber für Berlin haben wir Lina.“ - erkläre ich eher amüsiert als unzufrieden.

    „Lina ist krank.“

    „Hm, okay, Emelle – du bist ja so gut wie eine Lebensversicherung für mich. Wenn hier irgendetwas nicht funktioniert – und ich rede auch davon selbst wenn jemanden die Büroklammern ausgehen, dann werde ich dich dafür verantwortlich machen. Klingt das nach einem Deal? Ich meine, so ersparen wir uns, dass ich jetzt sage, dass du hier bleibst und du wirst wieder rumzicken, weil du ja sowieso lieber in Berlin bist. Dann muss ich wieder diese furchtbare Chef – Karte spielen, dass ist immer eine so hässliche, dicke Pille – aber runterschlucken, müssen wir sie in jedem Fall... So aber, so ersparen wir uns das. Was meinst du?“

    „Es wird keinen Ärger geben Pharao. Ich habe alles im Griff.“

    „Gut. Mehr als gut. Regeln sind wichtig, sie halten diese ganze Scheiße hier zusammen. Und du weißt, dass ich dein kleinstes Problem bin, wenn du weißt schon hier auftaucht. Ich gebe dir einen riesigen Eimer an Vertrauen mit, Vertrauen, was hier gerade ein wirklich wirklich schwieriges Wort ist. Du spielst hier auf Bewährung und ich rate dir, diese ganz feine Grenze penibel im Auge zu behalten. Gut. Also, vielen Dank. Ich hoffe, dass ich am Freitag wieder zurück bin.“

    „Freitag bin ich aus Berlin wieder da.“

    „Hervorragend. Dann können wir die Woche ja direkt auswerten.“

    Sie dreht sich um und möchte weglaufen.

    „Ach, Emelle?“

    „Ja?“

    „Der beste Weg, heraus zu finden, ob man jemanden wieder vertrauen kann, ist, ihm zu vertrauen. Ich halte viel von dir, viel mehr als von La´Pri oder den anderen, erinnerst du dich, dass habe ich dir schon einmal gesagt, viele Jahre zuvor.“

    „Ich enttäusche dich nicht. Alles Gute für die Operation.“

    „Dankeschön.“

    Dienstag, 20. 10. 2020 … OP – Tag …

    Fortsetzung folgt ...
     
    Santa Fee, Marc Aurel und schneehase gefällt das.

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