FKK Artemis Nothing can divide us

Dieses Thema im Forum "Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin" wurde erstellt von Elskhuga, 13. Oktober 2017.

  1. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Nothing can divide us

    Let's go back in time

    Der eine oder andere wird sich erinnern.
    Der eine oder andere wird sich erinnern.



    Don't cry.
    You must have heard some things about me,
    that made you turn away,
    that made you have your doubts about me.
    You were hearing rumors, I can see it in your eyes.
    They tried to get you to believe that someone else could take your place.
    You can put your faith in me I wonder never set you free.
    Hold you head up high and let everybody see:
    With sex to guide us nothing can divide us.
    Ich kehre zurück, das dritte Mal.

    Irrtümer
    Manchmal weiß man ja nicht, was der Dicke da oben so von einem durchschnittlichen Puffgänger erwartet. Ich hab aber gelernt, dass der Dicke es meistens ganz gut meint mit mir…

    Ich hatte mir den Nachmittag mühsam freigeschaufelt. Der Plan war, in einen kleinen norddeutschen Club zu fahren und meine dortige Favoritin, eine schlanke, braunhaarige Polin zu zimmern. Zum Glück hatte ich Idee, aus dem Auto heraus noch kurz anzurufen…

    Nein, meine Favoritin wäre nicht vor Ort, hieß es am Telefon.

    Kurz entschlossen lenke ich den Heizölturbo am Kreuz in Richtung Berlin und nicht in Richtung Hamburg. Der Dicke hat das offenbar so für mich beschlossen, ich soll heute einmal mehr Abschied nehmen vom Artemis.

    Angesichts der Verkehrslage kommen mir Zweifel. Acht Kilometer Stau sind auf der A24 gemeldet, ich verlass mich aufs Navi, fahr über Land und lerne Orte kennen, von deren Existenz ich bis dato keine Ahnung hatte: Katerbow, Dabergotz, Märkisch Linden…

    Dicker, soll ich wirklich nach Berlin?

    Die Verkehrslage in Berlin nicht wirklich besser. Der Stadtring ein einziger Parkplatz, ich fahr statt dessen über die Heerstraße stadteinwärts, komm sogar besser voran, als gedacht. Der verstopfte Messedamm kann mich dann auch nicht mehr schocken.

    Dicker, warum tust mir das an? Soll ich wirklich nach Berlin? Hab ich das wirklich richtig verstanden?

    Irrtümer 2

    Vanessa checkt mich ein, auf Nachfrage bekomm ich einen guten Spind, ich bin zufrieden. Ich mach mich pufffein, verstau Brieftasche und Handy im Wertfach, schlappe durch den Blauen Salon. Frauen ohne Ende, und kaum Gäste.

    Mir fliegen Blicke zu, als ich durch die Schiebetür trete, doch die Augen hinter den Blicken wenden sich sogleich desinteressiert ab. Bei dem Hässlund ist nichts zu holen…

    Alle Augenpaare wenden sich ab, bis auf eines.

    Danke, Dicker. Ich hab Dich richtig verstanden. Du konntest mir keine bessere an den Tresen setzen als ausgerechnet sie.
    „Was machst Du jetzt?“
    „Ich mach Wellness.“
    „Wir sehen uns später?“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“

    [Fortsetzung folgt]
     
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  2. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    [1. Fortsetzung]

    Irrtümer 3

    Noch kann man draußen Wellness machen, doch ab 01. Dezember sind Panoramasauna und Pool wieder zugesperrt, die Hinweisschilder hängen schon: *Aus Sicherheitsgründen.* Im letzten Winter hat mich das noch maßlos geärgert, jetzt ist mir das Brust und Banane.

    Die Sauna hat 88 Grad, nicht optimal, aber ich lass das gelten. Den geheizten Pool hab ich für mich allein. Ich genieße es, ungestört ein paar Runden zu drehen. Das Wetter ist nicht unfreundlich: trocken, ein paar Sonnenstrahlen, und das Thermometer steht irgendwas bei fünfzehn Grädern.

    Zurück ins Haus. Sie sitzt am Tresen, doch ich geh absichtsvoll einen Umweg. Am Tresen lass ich mir einen Milchkaffee geben, in meinem Rücken weiß ich Alanna*, Beyla*, Casimira* und Dijana*, die sich gerade königlich langweilen.

    Eine Couch für mich allein kann ich zu meiner Überraschung nicht haben, ich muss mit einem Fickzelt vorlieb nehmen. Wiederum absichtsvoll ziehe ich mich komplett ins Halbdunkel des Zeltes zurück. Hier findet mich nur, wer mich finden will.

    Ich weiß, dass sie mich finden will. Und ich will ja auch, dass sie mich findet.

    Casimira und Alanna ziehen los zur Akquiserunde, Casimira mustert mein Fickzelt intensiv. Jede Wette, dass sie mitgeschnitten hat, wer sich hier versteckt. Aber Casimira will mich nicht finden, Casimira will viel lieber gefunden werden.

    Auch sie wird mitgeschnitten haben, wo ich mich versteckt habe. Das übliche Spiel: sie dreht eine Runde durchs Haus. Unter Umständen findet sich ja ein anderer, weniger anstrengender Gast.

    Eigentlich findet sich dieser andere, weniger anstrengende Gast nie. Sie kommt immer zu mir zurück. Aber vielleicht sucht sie ja auch keinen Gast, sondern geht schlicht aufs Klo.
    „Hast Du mich gefunden.“
    „Ja. Ich hab gesehen, dass Du Dich versteckt hast.“
    „Das ist… schön.“
    „Du warst lange nicht hier!“


    Drei Wochen, vier Wochen? Wen kümmert das?

    Die Frauen. Wir alle wissen, dass sie untereinander über uns reden, und ich weiß, dass sie auch ganz konkret über mich reden. Mal gut, mal weniger gut, und am fiesesten reden die, die sich zu Unrecht von mir verschmäht fühlen…


    Don't cry.
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    that made you have your doubts about me.
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    You can put your faith in me I will never set you free.
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    Heute bin ich noch einmal hier. Heute geh ich mit Dir aufs Zimmer.
    „Ich hole Dich dann ab?“

    Wortlos streckt sie die Hand aus.*Deine Kaffeetasse!* Wie zwei alte Latschen, denke ich, wie damals mit dem Miststück*. Das mit dem Miststück ging urplötzlich zu Ende, das Miststück wollte es so, und es blieb nichts außer einem Haufen Scherben. Nur ein Haufen zerbrochenes Porzellan, aber dennoch gut genug für das Miststück, noch Monate später lustvoll darin herumzutrampeln.

    Das mit dem Miststück ist Geschichte.

    Und auch das mit ihr wird zu Ende gehen. *Weil ich es so will.* Gänsehaut überfliegt mich, von Kopf bis Fuß. *Weil ich es so will.*

    Ich geh den Umweg über die Umkleide, krame den Süßkram, den ich für sie mitgebracht habe, aus der Tasche.

    Sie wartet am Tresen, in eines der neuen, grauen Handtücher eingewickelt. Wieder läuft ein kalter Schauer über meinen Rücken. *Weil ich es so will.*

    Jetzt strecke ich wortlos die Hand aus. *Komm!*

    Zimmer 45

    Das Sprossenspiegelzimmer. Ein schönes Zimmer. Ihre Augen klagen: *Der Fußboden ist kalt!* Logisch, Mädchen, Du hast Dich für ein Zimmer links der Dorfstraße entschieden. Wie oft hab ich Dir gesagt, dass der Fußboden in den Zimmern auf der rechten Seite wärmer ist?

    Nein, keine Zärtlichkeiten im Stehen. Nein, keine Küsse, bevor es aufs Bett geht. Sie legt sich hin und winkt mich mit den Augen zu sich. *Komm!*

    Es ist so vertraut, und doch ist es immer wieder neu. Wir berühren einander. Gern würde ich sagen, wir verführen einander, doch ich weiß: wir sind im Puff. Wir reden, während wir uns berühren.

    Ich erzähl ihr von dem Dialog, den ich zuvor mit einem Kollegen im Whirlpool geführt hatte. Man könne durchaus im hiesigen Puff übernachten, hatte ich ihm auf Nachfrage bedeutet, aber das käme eher für zahlungskräftige Kollegen in Frage, nicht für abhängig Beschäftigte, wie ich es bin. Ich erzähl ihr die Geschichte, und sie schmunzelt.
    „Möchtest Du mit mir übernachten?“
    „Deine Augen sehen heute so anders aus.“

    Mit dieser Wendung kann sie nicht umgehen.
    „Anders?“
    „Ja. Irgendwie haben sie gerade geleuchtet… irgendwie… grün.“
    „Grün? Ich hab keinen grünen Kajalstift.“
    „Schon klar. Kennst Du Dollarscheine?“
    „Ich? Wieso?“
    „Dollarscheine sind grün. Alle.“

    Sie braucht ein paar Sekunden, dann lacht sie ein kurzes, spöttisches Lachen.
    „Du hast nicht genau genug hingesehen.“

    Jetzt bin ich es, der Fragezeichen in den Augen hat
    „Meine Augen haben lila geleuchtet. Du verstehst: Lila!“

    Jetzt brauche ich ein paar Sekunden…

    Wir berühren einander, doch wir verführen einander nicht. Ich weiß, dass ich einen von ihren unendlich geilen Blowjobs bekommen werde. Dann, wenn sie es für richtig hält. Dann, wenn die Zeit für sie gekommen ist. Sie hält die Zeit heute recht früh für gekommen. Sie spielt wieder ihre Spielchen, sie setzt ihre Nägel ein, provoziert Reaktionen. Mein Schwanz ist zum Zerreißen gespannt, bevor sie ihn in den Mund nimmt. Ich ahne, dass ich heute nicht lange widerstehen werde. Zu lang ist die Zeit, seit ich zum letzten Mal Sex hatte. Und: zu geil bin ich auf sie.

    In affenartiger Geschwindigkeit bläst sie mich der Klippe entgegen. Ich könnte mich wehren, ich könnte bremsen, ich bin nicht neu im Rotlicht, mich melkt keine ohne meinen Willen mal einfach so ab. *Keine_ohne_meinen_Willen.* Aber ich will.

    Sie ist überrascht. Zu übergangslos kommt mein Abgang, und zu gut kennt sie mich. Sie weiß, dass ich sonst ihr Können ewig genießen, die Zeit mit ihr so lange wie möglich auskosten will und das auch kann.

    Hinterher schmiegt sie sich in meine Arme. Das ist stets der Moment, wo für mich die Grenzen verschwimmen. Beim Vorspiel, beim Sex mit ihr weiß ich genau, wo ich bin. Hinterher aber…

    Mein Denken landet im Nebel, im rosa leuchtenden Grau. Ein Sonnenaufgang an einem Oktobermorgen auf meinem Gehöft, Seenebel zieht von Norden heran, verwischt die Konturen, zeichnet magische, glimmende Bilder…

    With sex to guide us nothing can divide us.

    [Fortsetzung folgt]

    * Namen von im Artemis arbeitenden Frauen sind geändert
     
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  3. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    [2. Fortsetzung]

    Irrtümer 4

    Ich genieße die Zeit *danach* fast noch mehr als die Nummer an sich. Ich höre ihren Atem an meiner Schulter, spüre, wie ihre Brust sich leise hebt und senkt…
    „Lass uns gehen.“
    „Du willst gehen?“

    Ja und nein. Ja, weil ich Dich halbstundenweise bezahle. Nein, weil Du die erste seit sieben Jahren bist…

    Manchmal stand ich in diesem Sommer, der keiner war, nach unruhiger, wirr durchträumter Nacht im Morgengrauen mit einem dampfenden Kaffee in der Hand auf meiner Terrasse. Die Augen müde, der Kopf seltsam wach. Über der Wiese, über dem Haus langsam sich auflösender Nebel, und in mir drin ein Nebel aus Gedanken, der dicker und dichter wurde, mit jeder Minute, die ich da stand.
    *Ich* sollte aufhören.
    *Du* solltest aufhören.

    Du bist die erste seit sieben Jahren, aber warum musst *ausgerechnet_Du_eine_Hure* sein?

    Ich steh auf, wickele mich in den Hessendress. Sie macht keine Anstalten, mir zu folgen, aber das kenne ich schon. Mein Blick fällt auf ihren nackten Körper, der die Spuren der Jahre nicht verbergen kann und doch so anziehend, so attraktiv für mich ist. Mein Blick wandert über die schlanken Beine, die schmalen Hüften, die großen Brüste mit den nicht wirklich schönen Brustwarzen, die anmutige Beuge ihres Halses, in der ich mich so gern vergrabe.

    Sie sieht es eher als ich es spüre, dass sich unter dem Hessendress etwas bewegt. Es kann so unendlich befriedigend sein, diesen ihren Körper zu besitzen.
    „Bleib. Du hast mich heute nicht gefickt.“
    „Egal.“
    „Nein. Nicht egal.“

    Sie weiß um ihre Reize, sie setzt ihren Körper ein, sie verführt mich. Sie ist Hure, und sie ist Frau. Auf einem Bein kniet sie, den Oberkörper reckt sie weit nach vorne. Das andere Bein streckt sie kerzengerade von der Hüfte bis zum Spann in die Luft. Im Spiegel kann ich ihre glattrasierte, lockende Möse erkennen.
    „Ach Scheiße…“

    Meine Hände nesteln am Hessendress. Das Handtuch fällt.

    Ich steh vor dem Bett, sie behält ihre Haltung und lutscht meinen Schwanz. Der ist längst wieder hart wie bei einem Neunzehnjährigen. Sie wirkt Wunder bei mir, immer noch und immer wieder. Danach steigt sie auf, einfach so, sie ist eng und heiß, wie ich sie nur selten erlebt habe.
    „Du bekommst eine Jungfrau. Freu Dich.“

    Sie beugt den Oberkörper nach hinten, ganz klassisch, stützt sich mit einer Hand auf meinem Oberschenkel ab, auch ganz klassisch. Sie bewegt sich, wir bewegen uns. Wir kennen einander gut genug, wir haben sofort einen Rhythmus.

    Es ist geil, keine Frage, und ich seh die Klippe irgendwo in der Ferne, aber ich komme ihr nicht wirklich näher.

    Ich ficke sie, doch irgendwann verlassen mich die Kräfte. Ich bin eben doch keine neunzehn mehr, und noch dazu multimorbid: Adipositas, Hypertonie, Arteriosklerose, Angina pectoris, ich trag den halben Psyrembel an Gebrechen mit mir herum.

    Sie ist nicht zufrieden, kommt aber nicht an der Tatsache vorbei, dass das, was da gerade aus ihr herausploppt, alles andere als eine fickfähige Erektion ist.
    „Soll ich nochmal…?“,

    sie macht eine Handbewegung.
    „Nein. Es wär Quälerei, für Dich und mich.“

    Und vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder. Einmal noch. Ein einziges Mal. Ich sag ihr, wann ich wieder in Berlin sein werde.
    „Ich kann mich darauf verlassen?“
    „Ja. Wenn ich einen Flug bekomme.“

    Wir stehen am Wertfach. Sie hat das Handtuch fest um ihren schlanken Körper gewickelt, macht einen Katzenbuckel, zieht die Schultern zusammen. Ich drück ihr die Scheine in die Hand, sie wirft einen Blick darauf und nickt zufrieden.
    „Bis irgendwann.“
    „Nein. Nicht bis irgendwann.“

    Sie ist mit den Gedanken schon ganz woanders.
    „Ach ja.“

    Enttäusch mich nicht. Lass mich nicht im Stich.

    Lass mich nicht einfach so in der Ecke liegen wie einen ausgelatschten, löchrigen Stiefel. Sei nicht wie das Miststück.

    [Fortsetzung folgt]
     
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  4. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    [3. Fortsetzung]

    Irrtümer 5

    Eine heisse Dusche wird mir guttun. Dann sollte ich schauen, dass ich ein paar Kalorien nachfüllen kann, vielleicht könnte ich noch einen Milchkaffee trinken im Blauen Salon, und dann muss ich auch schon auf die Autobahn, zurück aufs heimische Gehöft. Das Leben da draußen geht weiter, auch wenn die Zeit im Laden manchmal stillzustehen scheint. Ich hab Termine morgen vormittag, die ich besser nicht schwänzen sollte.

    Einmal quer durch den Blauen Salon, durch die Kantine….
    „Du hier!“

    Jackie strahlt mich von einem der Bartische aus an. Das hat mir noch gefehlt… :) Ich möchte nicht wissen, was die Schwarzköpfe in der Kantine über den denken, der da gerade von einem der Urgesteine des Artemispersonals abgebusselt wird.

    Nein, ich bin kein Stammgast, ich bin einer, der Abschied nimmt, jedes Mal ein bisschen mehr.
    „Du warst zur Party nicht hier!“
    „Nein. Es… es hat nicht gepasst.“
    „Da bist Du eingeladen und kommst nicht.“

    Zum Glück vertieft sie das Thema nicht. Wir machen noch ein bisschen Smalltalk, bevor ich zur Dusche nach draußen entschwinde.

    Irrtümer 6

    Ich fühle mich rundum wohl. Die Nummer mit ihr, die entspannende Dusche… Auf dem Rückweg mach ich in der Kantine halt. Jackie ist verschwunden, sie tut jetzt sicher Dienst vorn an der Rezi. Ich mustere das Angebot. Putensteak überbacken mit Pfirsich und Entenbrust in Orangensauce. Reisnudeln sind versprochen, die ich nirgendwo sehe, aber die zwei Pfannen mit Reis machen auch keinen so schlechten Eindruck. Ich nehme aus der Pfanne, die weniger nach Risotto aussieht, dazu von der Entenbrust.

    Qualität und Geschmack überraschen mich: besser, als ich es im Artemis gewohnt bin. Der passende Abschluss für einen perfekten Nachmittag…

    Elisea* kommt durch die Tür, stolziert vorbei, winkt mir zu, ich grüße zurück. Wir gehen schon Ewigkeiten nicht mehr auf Zimmer, dennoch hat sie immer ein paar Worte oder zumindest einen Gruß für mich übrig.

    Ich hole mir noch einen Apfel vom Buffett. Elisea spricht mich an.
    „Alles gut?“
    „Könnte kaum besser sein.“

    Wir wechseln ein paar Worte, mitten zwischen den Tischen.

    Glotzt nicht so, Schwarzköpfe, ich bin kein Stammgast, ich bin einer, der Abschied nimmt, jedes Mal ein bisschen mehr.
    „Du liebst mich ja nicht mehr…“
    „Ach, Elisea…“

    Irrtümer 7

    Mit einem Milchkaffee beziehe ich meinen Lieblingsplatz. Irgendwo im Hinterkopf spukt der Gedanke herum, dass ja Flavia* heute im Laden sein könnte. Ich fühl mich wohl, ich hatte das, was ich im Artemis nicht mehr erwarte: einen perfekten Nachmittag.

    Wenn es hier doch noch einmal wider Erwarten passt…

    Eigentlich könnte ich ja noch eine zweite Nummer machen. Ich muss morgen im Büro ja nicht unbedingt den alten Ossi raushängen lassen und schon früh um sieben am Schreibtisch sitzen, in Wessiland, in dem ich jetzt lebe, ist um neun noch früh genug…

    Flavia, das wär cool. Ich behalte ihren Platz im Auge.

    Casimira wär auch eine Option. Ich bin sicher, dass sie mich vorhin in meinem Fickzeltversteck gesehen hat. Casimira wär eine Option, aber ich hab meinen Stolz. Nur, wenn sie zu mir kommt. Aber sie kommt nicht. Ich schau auf die Uhr: spät genug, sie ist sicher schon im Feierabend.

    Keine Flavia. Der Milchkaffee ist längst ausgetrunken. Wenn sie im Haus ist, wäre sie längst in mein Sichtfeld geraten.

    Langsam sollte ich jetzt doch an Aufbruch denken…

    Ein Frau wirft sich neben mir aufs Kunstleder. Wie hat die sich denn angeschlichen? Sie öffnet den Mund, und ich denk noch *Nein, sag es nicht!*...
    „Ich hab Dich schon so lange nicht mehr gesehen.“
    „Stimmt.“
    „Warte… das war noch vor der Party?“
    „Richtig…“
    „Haust Du jetzt auch ab wie die anderen?“

    Klopft sie da nur auf den Busch, oder hat ihr irgendeine was gesteckt? Aber, was kümmert es mich, was die Huren tratschen? Dennoch.


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    Heute bin ich noch einmal hier. Heute geh ich mit Dir aufs Zimmer.

    [Fortsetzung folgt]


    * Namen von im Artemis arbeitenden Frauen sind geändert
     
  5. Royalist

    Royalist Optio

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    Sie werden mir fehlen, deine Berichte aus dem Artemis. Aber vielleicht schreibst du dann ja vermehrt über andere Etablissements. Davon abgesehen glaube ich, dass du den Abschied erst dann wirklich vollziehen wirst, wenn du sämtliche Jason-Donovan-Songs durch hast ;)

    Gruß
    R.
     
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  6. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    [4. Fortsetzung]

    Zimmer 41

    Sie schnappt sich einen Schlüssel.
    „Die sind alle zu faul, bis ganz nach vorn zu laufen.“

    Die meisten sind eh zu bequem, überhaupt nach draußen zu gehen. Keines der Zimmer draußen wird gerade benutzt. Ich hingegen liebe die Zimmer an der Dorfstraße: die vielfältigen Geräusche des Hauses dringen nicht in diese Zimmer, und vor allem nicht die lärmende Musik, die wummernden Bässe aus dem Blauen Salon. Nummer 43 allerdings sollte man meiden, habe ich in den Jahren gelernt, Zimmer 41 auch, wenn man das Fenster geöffnet haben möchte.

    Aus irgendeinem Grund steht sie plötzlich auf dem Bett. Das nutze ich aus. Ich lass den Hessendress fallen und stell mich zu ihr, nehm sie in den Arm. Mein Kopf ist in Höhe ihrer Brüste, ich lass meine Hände über ihren schlanken, fast knochigen Rücken wandern. Ich bekomm Latte, einfach so. Und es geschieht etwas. Gigi* ist eine ausgebuffte Hure, schon ewig im Geschäft, schon ewig im Artemis. In wenigen Wochen könnten wir unser siebenjähriges feiern… wir könnten, aber ich werde dann nicht mehr hier sein. Sie ist ein bisschen *weird*, wie der Angelsachse sagt, und sie ist so etwas wie ein guter Kumpel geworden über die Jahre. Gigi kann Porno, Gigi kann Sex, auf ihre Art, und das kann sie gut. Was sie nicht kann, noch nie konnte, jedenfalls für mich, ist Erotik.

    Heute aber knistert es vor Erotik. Eine Situation wie diese hatte ich mit ihr noch nie. Ob sie das spürt, weiß ich nicht, aber sie spürt, dass ich mich anders verhalte als sonst, und sie geht darauf ein. So bekomm ich einen dieser intimen Momente, die man nicht planen kann, die einfach so geschehen…

    Ich steh vor ihr, ich streichele sie, ich küsse die Ansätze ihrer Brüste, die mir ihr Pushup präsentiert. Sie hat ein Parfum mit einer intensiven Weihrauchnote aufgelegt, ich atme den Duft tief ein. Ich genieße diesen Moment. Ich spüre ihre Hände, die sich durch die Reste der jugendlichen Haarpracht auf meinem fast kahlen Schädel wühlen. Sie schaut zu mir nach unten, mit einem freundlich-undurchdringlichen Blick.

    Mir jagen Erinnerungsfetzen durchs Hirn. Intime Momente im Artemis…

    Sommer 2011: Henrike*, die denkwürdige Gewitternummer. Januar 2013: der Versöhnungsfick mit dem Mistück, dem ich schon damals hätte den Laufpass geben sollen. Immer wieder, und doch viel zu selten: Ilena*, schwer atmend in meinen Armen, auf mir, unter mir, neben mir, mit auf unendlich gestelltem Blick. Beyla. Jaklin*, auf mir reitend, das schöne, lange Haar lichtumspielt. Katrena*, Flavia, Lanica*
    „Was hast Du?“

    Sie reißt mich aus meinen Gedanken, und sie tut gut damit. Nicht das gestern zählt, ich lebe hier, heute und jetzt. Ich will geilen Sex mit ihr, und ich werde geilen Sex bekommen.

    Aber später, noch nicht gleich. Ich hab Zeit, und ich will diesen Moment auskosten. Gigi zieht den Pushup aus, mit langsamen und gemessenen Bewegungen. Vielleicht spürt sie die Stimmung doch und will sie nicht zerstören? Irgendwann aber löst sie sich von mir.
    „Komm!“

    Wir begeben uns in die Waagerechte, und ich leg mich sogleich auf den Bauch. Sie nimmt das als Zeichen…
    „Massage? Ja, oder?“

    Nichts oder. Genau das. Sie wird ihre ölgetränkten Hände über meinen Rücken gleiten lassen, wir werden dabei miteinander reden, wie alte Kumpels im Puff miteinander reden, und ab und an wird sich ihre Hand wie unabsichtlich zwischen meine Schenkel stehlen.

    Ich entspanne. Ich schwimme in einem warmen, freundlichen Meer von Vertrautheit. Die Erektion schwindet, aber ich fühle mich unendlich wohl.
    „Ich will Dich jetzt blasen!“

    Allein diese Worte bewirken, dass die Erektion zurückkehrt.

    Sie bläst, nicht sanft, nicht kräftig, eher mittelstark, und wie immer sehr feucht. Immer wieder leckt ihre Zunge vom Frenulum zur Wurzel und zurück. Ich seh nichts davon, weil mir ihr blonder Haarschopf die Sicht versperrt, aber ich fühle umso mehr. Und das, was ich fühle, ist intensiv und geil.
    "Jetzt ficke ich Dich."
    
"Ich hab Dir gesagt, dass ich eventuell nicht funktioniere."

    "Hast Du. Aber mit mir funktionierst Du immer."

    Sie trocknet meine gut nassgesabberte Lendengegend flüchtig mit einem Abriss von der Puffrolle, dann steigt sie auf und reitet los, auf ihre spezielle Art. Ich bin mir zunächst nicht sicher, ob ich es über die Klippe schaffen werde, aber meine Zweifel zerstreuen sich zu meiner Überraschung schnell. Ich werde. Und wie. Ich beginne, ihren schmalen Körper mit den Händen zu dirigieren, beginne, intensiv am Gelingen der Nummer mitzuarbeiten.

    Tatsächlich: die Klippe kommt in Sichtweite. Gemeinsam nähern wir uns dem Abgrund, der mir Erlösung verspricht, Schritt für Schritt. Ich muss mich intensiv konzentrieren, zwei-, drei- oder viermal stört mich die wie stets ans karrikative grenzende akustische Rückkopplung von ihr. Beim fünften Anlauf aber schaffe ich den entscheidenden Schritt.
    "Siehst Du, mit mir funktionierst Du immer."

    "Ich hab nicht dran geglaubt."

    "Wie oft waren wir auf Zimmer in den Jahren? Dreißig Mal?"

    Nun, die Zahl ist übertrieben, der Zähler steht auf…

    With sex to guide us nothing can divide us.

    Irrtümer 8

    Jetzt aber wirklich.

    Eine heisse Dusche, ich hab’s eilig jetzt, ich schau nicht links, nicht rechts, als ich durch den Blauen Salon eile. In der Umkleide spielt ein junger, zur Verfettung neigender Asiate mit aufreizender Ruhe mit seinem Handy und blockiert den Zugang zu meinem Spind. Das Artemis ist und bleibt Touristenfalle, aber wieso muss das Touristengesindel ausgerechnet mir stets und ständig im Weg stehen?

    Endlich umgezogen. Endlich den Schlüssel auf den Rezeptionstresen legen.
    „Du willst los? Hey, nimm mich mit an die Ostsee…“

    Jackie. Für einen Schnack mit Jackie hab ich gern noch ein paar Minuten Zeit. Von den Wertfächer aus winkt es, seh ich aus dem Augenwinkel. Verflixt, gilt das mir? Vermutlich ja, hier vorn steht ja sonst keiner weiter.

    Flavia!

    Ich fall vom Glauben ab.
    „Sorry, Jackie, ich will grad…“

    Ich will grad fix noch Flavia in den Arm nehmen. Der Gast, mit dem sie gerade vom Zimmer gekommen ist, steht etwas hilflos mit seinem Geld in der Gegend herum. Eigentlich kann mir egal sein, was der Kollege von mir denkt, aber mir fällt noch rechtzeitig meine Kinderstube ein, die ich irgendwann mal genossen habe.
    „Flavia, Dein Gast.“
    „Ach ja.“
    „Geh. Ich warte.“

    Sie kassiert den Kollegen ab, verabschiedet sich *Bis zum nächsten Mal!* von ihm, dann kommt sie zurück zu mir.
    „Wo warst Du?“
    „Ich hab Dir zugewinkt, aber Du hast nicht reagiert.“
    „Ich hab das nicht mitbekommen. Was hattest Du an?“

    Sie hält mir einen roten Fummel unter die Nase. Nein, rot hatte ich nicht auf dem Schirm, als ich von meinem Lieblingsplatz aus Ausschau gehalten habe…
    „Sorry.“

    Sie will los, ich will los, wir leiten den Abschied ein. Sie setzt die deutschen Worte sehr sorgfältig, sie will keinen Fehler machen. Ihre Kolleginnen mustern sie und den dahergelaufenen Freier, der in Jeans und Hemdsärmeln eine der ihren im Arm hält.

    Glotzt nicht so, Mädels, ihr kennt mich, ihr wißt, dass ich kein Stammgast bin. Dass ich Abschied nehme, wisst ihr nicht, und auch Eure Kollegin weiß es nicht. Aber ihr werde es sagen, wenn wir uns ein letztes Mal sehen werden.
    „Ich kann mich drauf verlassen?“
    „Ja.“

    Enttäusch mich nicht. Lass mich nicht im Stich.

    Lass mich nicht einfach so in der Ecke liegen wie einen ausgelatschten, löchrigen Stiefel.

    Nachtrag

    Nun, der Schein trügt oft, sagte das Glühwurmmännchen, als es einen Zigarettenstummel für seine Frau hielt :D

    Im Übrigen sei froh, dass ich mich nicht für Roger Whittaker entschieden habe, denn dann würde man die Flachheit der Liedtexte sofort erfassen :cool:

    [Ende?]


    * Namen von im Artemis arbeitenden Frauen sind geändert
     

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