FKK Mainhattan Slipping through my fingers

Dieses Thema im Forum "Hessen" wurde erstellt von Elskhuga, 19. Februar 2017.

  1. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Slipping through my fingers

    Vorworte
    Vorwort 1: Unser Lied

    Mit einigen Frauen im Paysex verbinde ich bestimmte musikalische Erinnerungen, aus verschiedensten Gründen. Es ist nicht das klassische Unser Lied, nein. Es sind Lieder, die für mich eine bestimmte Stimmung, ein bestimmtes Erlebnis, ein bestimmtes Gefühl im Zusammenhang mit einer Frau beschreiben.

    Mit einer einzigen Frau im Paysex aber teile ich ein Lied. Wir haben tatsächlich etwas gemeinsam: Unser Lied.

    Ich setz meine Stimme ein. Ich bin kein besonderer Mann. Nicht, was die inneren Werte betrifft, und schon gar nicht, was Äußerlichkeiten angeht. Aber ein paar wenige Vorzüge hab ich… meine Stimme gehört dazu. Ich setze sie ein, jetzt und hier berechnend, ich geb das gern zu.

    Ich weiß, dass ihr die Melodie direkt in den Kopf geht, nicht den Umweg über das Gehör nimmt, denn sie hat den Kopf auf meiner Brust.

    Ich hab gewonnen. Ich merk es sofort an der Art, wie sie den Kopf bewegt, als sie die Melodie erkennt. Sie mag dieses Lied sehr.

    „Oh, Du kennst das…“
    „Von Dir.“
    „Wirklich?“

    Ja, wirklich. Es ist schon eine ganze Weile her. Du hast mir von diesem Song erzählt, wann Du ihn hörst, warum Du ihn hörst.


    Ich singe dieses Lied, leise, so dass nur sie es hört. Und ich weiß, meine Zeit mit ihr geht unwiderruflich zu Ende.

    Neben den unzähligen Erinnerungen ist mir Unser Lied geblieben. Die Erinnerungen verblassen, jeden Tag ein bisschen mehr, aber das Lied bleibt. Note für Note, Wort für Wort.


    Vorwort 2: The Visitors

    In meinen Augen eines der besten Alben der Popgeschichte. Die Musik zeitlos und modern zugleich, wenn man bedenkt, dass dieses Album Anfang der 80er entstanden ist. Ein Song, Slipping through my fingers, beschreibt das Gefühl von Eltern, die spüren, wie ihr Kind erwachsen wird und ihnen jeden Tag ein Stückchen mehr entgleitet.

    Dieses Gefühl, etwas, jemanden nicht festhalten zu können, nicht festhalten zu dürfen…


    Dienstag.
    Nördlich Berlin. Abend.

    Ab und an schau ich bei den Römern mal rein. Üblicherweise bin ich ja im Artemis unterwegs, und da sind die Römer als Informationsquelle nicht wirklich ergiebig. Aber ab und an schau ich eben doch mal rein, man will ja auch mal über den Tellerrand des Hauptstadtclubs blicken.

    Aktuelle Threads… hm. Etliches zum Rom, interessiert mich nicht, da war ich noch nie. Fünftes Element, okay. Ein Thread zum Mainhattan. Glaubt man der Headline, gehts um polnische Frauen.

    Polnische Frauen? Das schau ich mir mal an.

    Ania. Schon bei der Beschreibung beschleicht mich eine leise Ahnung. Als ich dann lese, sie hätte im Artemis angeschafft, bin ich elektrisiert. Den Rest des Textes überfliege ich nur noch.

    Alles passt. Eigentlich gibt es gar keinen Zweifel. Sie ist es.


    Mittwoch.
    Nördlich Berlin. Morgen.

    Wenn ich viel geschlafen hab, dann eine Stunde. Die ganze Nacht hab ich diesen einen Gedanken gewälzt: Hals über Kopf nach Frankfurt? Will ich das, soll ich das, kann ich das? Zu einem Entschluss bin ich nicht gekommen. Erst einmal muss ich nach Berlin. Geschäfte, Termine, und zur Mittelschicht ins Arte will ich auch noch.


    Berlin. Vormittag.

    Auch im Zug nach Berlin hab ich kein Auge zugemacht. Stattdessen: Fahrpläne gewälzt, Termine hin- und hergeschoben, Hotelpreise gecheckt. In Berlin angekommen, ist klar: Es würde nur mit dem Flieger funktionieren, und auch dann hätte ich nicht wirklich viel Zeit für den Club und für sie. Wenn sie es denn überhaupt ist. Kurzfristig gebuchte Flüge bewegen sich preislich allerdings in Relationen…

    Allein auf die vage Hoffnung hin, eine Frau zu treffen, von der ich nicht einmal sicher weiß, ob sie die ist, die ich erwarte? Von der ich nicht einmal sicher weiß, ob sie mich überhaupt sehen will?


    Berlin. Früher Nachmittag.

    „Wie siehst Du denn aus?“

    Jackie empfängt mich mit gewohnter Kodderschnauze, und die Frage kann ich beantworten: Ich seh Scheiße aus. Richtig Scheiße.

    „Ist nicht mein Tag heute.“

    Und es ist nicht sicher, ob es noch mein Tag werden wird. Wenn ich heute keine Hochzeitsnacht erwische, werde ich mir bis in alle Ewigkeit vorwerfen, nicht nach Frankfurt geflogen zu sein. Ich werde mir sowieso ewig vorwerfen, der Spur nicht nachgegangen zu sein.

    X. ist aus dem Heimaturlaub noch nicht zurück, soviel ist klar. Meine Hoffnung ruht also allein auf Y. Wenn sie nicht nach der Fruchtmesse abgereist ist. Wenn sie heute nicht ihren freien Tag macht. Wenn sie nicht einen Stammgastdauerbucher hat. Wenn…

    Wenn überhaupt, wird sie ihren Dienst kaum vor sechs antreten. Unter Umständen seh ich sie ja, wenn sie frühstücken geht. Also bezieh ich meinen Lieblingsplatz. Aber: Keine Spur von ihr.


    Berlin. Später Nachmittag.

    „Einen Milchkaffee bitte!“

    Alina, die kleine Rumänin, schickt sich an, mir das gewünschte Getränk zu bereiten.

    „Mach ihm mal noch einen Espresso rein. Der sieht ja immer noch verpennt aus!“,

    kräht Jackie dazwischen. Und damit hat sie absolut recht. Ich hänge durch, körperlich und emotional. Warum bin ich jetzt hier und nicht in Frankfurt?


    Berlin. Früher Abend.

    Ich mach aus lauter Langeweile ein Zimmer mit Z. Guter Clubstandard, nichts besonderes. Keine Hochzeitsnacht, beileibe nicht. Danach checke ich aus. Das Abendessen im Artemis ist aller Erfahrung nach meiner Verdauung nicht förderlich, und ich brauch frische Luft: im Laden stinkt es heute gleichermaßen penetrant wie widerlich nach Klebstoff.


    Berlin. Später Abend.

    Y. Y! So, als hätte sie nur auf mich gewartet, sitzt sie auf ihrem Stammplatz am Tresen.

    „Was ist mit Dir?“
    „Ist nicht mein Tag heute..“
    „Wieso?“
    „Eigentlich sollte ich jetzt in Frankfurt sein.“
    „Die Liebe?“
    „Nein.“
    „Also doch. In Frankfurt wartet eine Frau auf Dich.“
    „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber jetzt bin ich bei Dir.“

    Später verknoten wir unsere Körper ineinander, gut zwei Stunden lang. Ich bekomme meine Hochzeitsnacht. Ich vergesse Frankfurt, ich vergesse Ania. Ich bekomme ganz großes Kino von ihr, und ich hüte mich, ihr genau das zu sagen.


    Berlin. Nacht.

    Schon beim Absacker an der Hotelbar nagt dieser Gedanke wieder an mir: Ich muss wissen, ob diese Ania wirklich meine Ania ist.

    Beim zweiten Bier hab ich meinen Plan fertig. Doch, so könnte es funktionieren. Am Freitag könnte ich es deichseln, auch ohne den Profit des Flugwesens ins Unermeßliche zu steigern. Wird sie am Freitag arbeiten? Und, vor allem: wird sie Frühschicht machen?


    Donnerstag.
    Nördlich Berlin. Mittag.

    Beim ersten Versuch springt das Gesprächs aufs Handy und von dort auf den AB. Der zweite Versuch geht durch.

    „Club Mainhattan, guten Tag.“
    „Sag mal… Ania, die ist neu bei Euch…“
    „Die Polin? Ja, die arbeitet heute. Sie ist jetzt auch schon da.“

    Okay. Frühschicht. Perfekt. Und jetzt…

    „Arbeitet sie morgen, weißt Du das?“
    „Du, das kann ich Dir nicht sagen.“

    Man kann nicht immer gewinnen. Aber ich weiß genug, um die Reise zu riskieren. Eine Stunde später hab ich alle Pflöcke eingeschlagen, die eingeschlagen werden müssen.

    [Fortsetzung folgt]
     
  2. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Freitag
    Frankfurt. 11:45 Uhr.

    Ich bin nicht wirklich fit. Die dritte Nacht am Stück mit viel zu wenig Schlaf. Der Wecker war auf zwanzig vor vier gestellt, ich musste unbedingt den Zug kurz vor fünf erwischen. In Hamburg knapp zwanzig Minuten zum Umsteigen. Zeit, mir ein Rosinenfranz und einen Venti Latte zu besorgen. Der Zug nach Frankfurt pünktlich, ausnahmsweise. Erst, als der Zug durch das Kinzigtal bummelt und nicht mehr durch die vielen Tunnel rast, nimmt mich Morpheus für ein paar Minuten in seine Arme.

    Zwei Asiaten werden eingecheckt, Erstbesucher, wie es scheint. Danach bin ich dran. Wie ein Erstbesucher scheine ich nicht zu wirken.

    „Happy hour für Dich?“
    „Der Unterschied ist nur das Bier, oder? Dann Happy hour.“

    Ich löhne wenig mehr als die Hälfte dessen, was im Artemis fällig ist. Das lasse ich mir gern gefallen.

    „Sag mal: Ania…?“
    „Die Polin? Die ist schon da.“
    „Besser ist das. Der Weg war lang genug.“

    Ich hab hoch gepokert, aber offenbar nicht zu hoch. Ich dreh ab zur Umkleide und vergesse vor lauter Nervosität glatt, nach dem dargereichten Handtuch zu greifen. Noch weiß ich nicht, ob mein Blatt gut genug ist für den Pott.

    Zehn Minuten später hab ich mit Mühe meine Siebensachen im viel zu kleinen Spind untergebracht. Ganz automatisch wende ich den Blick, als ich ein Stöckeln in dem Gang zur Küche höre…

    Die Frau, die da Richtung Küche stöckelt, wendet mir den Rücken zu, entfernt sich. Ich erkenne sie trotzdem. Das Bild dieses Körpers ist so fest in meinen Erinnerungen eingebrannt… Ein Zweifel ist unmöglich. Ich hab mich im Puff immer unter Kontrolle, hat V. mal behauptet, eine Hure, die es wissen muss. Tatsächlich hab ich mich fast immer im Griff, aber jetzt gerade nicht.

    Ich bin viel zu perplex, um ihr irgendetwas hinterher zu rufen.


    Frankfurt. 12:00 Uhr

    Dieses Wiedersehen hab ich über die Jahre immer wieder in Gedanken durchgespielt. Was würde ich tun, was könnte ich sagen, wie würde sie reagieren?

    Ich geh in die Bar. Am Tresen sitzt nur eine Rumänin, ins Aquarium schaue ich gar nicht erst. Mein Weg führt mich rechts am Tresen vorbei, zu den Sitzlandschaften. Wenn ich mich mit dem Rücken zu den Bildschirmen platziere, hab ich die Bar ganz gut im Blick.

    Ich komme nicht bis zu den Sitzlandschaften.

    Sie kommt mir entgegen, in ihrem speziellen Gang. So, wie ich sie vorhin auf Anhieb erkannt hab, erkennt auch sie mich sofort. Sie sucht und findet meinen Blick, hält ihn fest. Schon stehen wir voreinander.

    Meine Gedankenspiele der letzten Jahre sind Makulatur.

    „Das glaub ich nicht. Das glaub ich jetzt nicht. Wieso bist Du hier?“

    Wegen Dir, Du dumme Nuss, was denkst Du denn? könnte ich sagen, aber ich will den Kollegen Schreiberling nicht bloßstellen. Also schwindele ich:

    „Arbeit. Ich arbeite manchmal hier.“

    Das ist nicht komplett gelogen. Ich arbeite tatsächlich manchmal hier und geh dann auch mal ins Mainhattan ficken. Nur heute eben nicht. Heute bin ich nur wegen Dir hier. Sechs Stunden Zug bis hierher, nachher sieben Stunden retour. Der ganze Aufwand nur wegen einer zu alten, zu dünnen, zu arroganten Hure. Bin ich bekloppt oder bin ich bekloppt?

    „Das glaub ich nicht.“

    Sie wiederholt diesen Satz, immer wieder, zehnmal, zwanzigmal. Sie muss nicht sagen, dass sie sich freut, mich zu sehen: ein Blinder mit Krückstock würde das bemerken. Ania zeigt ihre Freude, ich aber kann das nicht. Eine ähnliche Situation hatte ich mal im Artemis mit ihr: Wir hatten uns lange nicht gesehen, und als es dann soweit war, überschüttete sie mich mit ihrer Freude. Ich war heillos überfordert und konnte damit nicht umgehen, verschloss mich zusehends…

    So auch heute. Ihr bleibt das nicht verborgen, und sie interpretiert das auf ihre Weise.

    „Willst Du erst Sauna machen? Wollen wir uns hinsetzen?“
    „Nein.“
    „Was nein?“
    „Keine Sauna.“
    „Dann komm, komm!“

    Sie zerrt mich auf eines der Sofas. Und schon ist es so, als wären wir nie in jener Nacht mit so viel Unausgesprochenem auseinander gegangen.

    Die Jahre sind an ihr ebensowenig spurlos vorbeigegangen wie an mir. Sie hat drei, vier Kilo mehr auf den Rippen, und ihr Körper ist nicht mehr so straff wie früher. Die Falten um die Augen kann sie nicht mehr verbergen.

    „Du hast Dich überhaupt nicht verändert.“
    „Du aber auch nicht.“

    Es gibt viel zu erzählen. Eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund, auf Zimmer zu gehen… oder doch?


    Frankfurt, 13:15 Uhr

    Slipping through my fingers all the time.
    I try to capture every minute,
    the feeling in it.
    Slipping through my fingers all the time.
    Do I really see what's in her mind?
    Each time I think I'm close to knowing,
    she keeps on growing.
    Slipping through my fingers all the time…

    Sie kennt sich hier nicht aus, und ich bin ihr nicht wirklich eine Hilfe. Ania führt mich erst zu den Zimmern oben. Die sind aber - ähnlich den hinteren Zimmern im Hauptgebäude des Artemis - am frühen Nachmittag noch nicht verfügbar. Also ab ins Hinterhaus.

    „Komm, ich massiere Dich!“

    Sie packt doch tatsächlich das bewusste kleine, weiße Döschen aus. Es ist dieser Duft, den ich mit ihr und nur mit ihr verbinde. Und dann massiere ich sie und nicht sie mich…

    Es ist alles so unwirklich. Ich bekomm Latte, während ich sie massiere. Sie bekommt Gänsehaut, wenn ich ihr einen Kuss zwischen die Schulterblätter hauche. Sie räkelt sich, streckt ihre Arme dem Spiegel am Kopfende des Bettes entgegen.

    „Das ist so schön. Es ist so schön, dass Du da bist.“

    Später liegt sie in der seitlichen 69 neben mir, präsentiert sich, bietet sich an. Ganz schön viel Flaum, stelle ich fest, so viel hatte sie früher nie. Dunkelblondes, weiches Schamhaar. Nicht störrisch oder strohig oder gar stoppelig, einfach nur weich wie Babyhaar. Sie ist Tagesjungfrau, kein Zweifel, und duftet ausnehmend lecker. Zögerlich lasse ich Lippen und Zunge mal auf Erkundung gehen…

    Irgendwann steigt sie auf, sie braucht noch immer kein Flutschi. Ausritt. Ich bin entsetzt, wie sehr die Zeit ihrem Bauch zugesetzt hat. Jammern auf hohem Niveau, ich weiß, aber ich habe sie eben anders in Erinnerung. Wir wechseln in die Doggy, sie geht mit, wie kaum eine andere es tut, und sie verliert zunehmend Grip. Es ist schlicht und ergreifend geil. Es ist…

    Unversehens schießt mir Y. durchs Hirn. Die hatte ich vor zwei Tagen im Arte ausgiebig im Löffelchen gefickt, und auch die spielte ähnlich mit, lieferte eine Show par excellence ab. Und Ania?

    „Das-ist-so-gut…“

    Gepresste Stimme. Dazu... nun, Geräusche, dass es eine wahre Freude ist. Wenn sie genauso funktioniert wie vor drei Jahren, spielt sie nicht. Trotzdem… Ich bin, wie ich bin. Ich kann nicht aus meiner Haut.

    „Du musst das nicht sagen. Bitte.“
    „Aber es stimmt doch.“
    „Mädchen, ich weiß, wo ich bin.“
    „Anderen erzähle ich Scheiße, aber Dir doch nicht!“

    Zuckersüß-giftig hauche ich in ihr Ohr. Zuckersüß-giftig, das hab ich von W. gelernt.

    „Na klar, immer die anderen…“

    Häßlicherweise kostet mich dieser Disput die Erektion. Selber schuld.

    „Was ist?“

    Ich stöpsele aus. Ania protestiert.

    „Oh nein!“

    Sie angelt nach dem bewussten Döschen, verteilt etwas von der Masse auf dem Gummi und massiert ruckzuck wieder die Erektion herbei. Schon liegt sie rücklings mit weit geöffneten Beinen vor mir. Das ist eine Einladung. Okay, wenn der Schwanz schon so schön steht…

    Sie klemmt ihre Schenkel von ganz allein unter meine Brust, und ich lege los. Zwang tue ich mir nicht an, ich lasse mich schlicht und ergreifend gehen. Es ist geil. Irgendwann kann ich aber nicht mehr. Die Jahre sind eben auch an mir nicht spurlos vorübergegangen. Feierabend!

    Jetzt protestiert sie nicht.

    „Und jetzt?“

    Sie erzählt mir irgendwas, die Worte rauschen an mir vorbei, ich weiß nur eins: ich werde sie nicht aus den Händen geben, solange ich hier in diesem Puff bin.

    „Sorry, ich hab Dich nicht verstanden.“
    „Du hast doch gesagt, dass Du weißt, wo Du bist.“
    „Ja, sicher. Wieso?“
    „Also: ich will Dich nochmal auf Zimmer mitnehmen. Heute.“

    Das nenne ich eine klare Ansage: Ich will Deine Kohle.

    Kein Problem, Du sollst sie haben. Genau deshalb bin ich hier.

    [Fortsetzung folgt]
     
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  3. Marc Aurel

    Marc Aurel Senator

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    Sensationell keiner schreibt so genial wie Du.
    Bei Dir liest sich auch das "Unwesentliche" einfach richtig gut.
     
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  4. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Danke für die freundlichen Worte. Im Nachbarforum nannte man mich dereinst den Heinz Konsalik der Fickberichte... oder so ähnlich :cool: - was mich aber dennoch nicht davor bewahrt hat, dortselbst rausgeekelt zu werden.

    Aber weiter im Text.

    Frankfurt. 14:30 Uhr.

    Sie bekommt ihren Obolus, dann erläutert sie den Plan: Zuerst Hygiene, dann Kantine. In der Tat, ich kann gut ein paar Kalorien vertragen. Die Püppi von der Rezi kommentiert schmunzelnd:

    „Das nenne ich mal eine Verabredung.“
    „Normal. Ich hab sie so lange nicht gesehen, da muss ich sie doch festhalten!“

    Keine Ahnung, welches Bild ich gerade abgebe.


    Frankfurt. 14.45 Uhr.

    Sleep in our eyes, her and me at the dinner table.
    Barely awake, I let precious time go by.
    Then when she's gone, there's that odd melancholy feeling
    and a sense of guilt I can't deny.
    What happened to the wonderful adventures?
    The places I had planned for us to go?
    Well, some of that we did but most we didn't.
    And why, I just don't know.

    Ich geh im Artemis seit der Geschichte mit W. nicht mehr mit Huren essen. Ich geh überhaupt nicht mehr essen im Artemis. Im Mainhattan aber fühle ich mich zurück versetzt in die gute, alte Zeit…

    Ich bin vor ihr in der Kantine, nehme mir fürs erste einen Apfel. Bald taucht Ania auf, füllt sich den Teller mit Kuchen, holt sich Cola dazu. Zweite Runde: für mich Zürcher Geschnetzeltes mit Spätzle, sie lädt sich Hühnerteilchen auf.

    „Du hast Dich überhaupt nicht verändert.“

    Schon früher hatte sie bei einer einzigen Sitzung Portionen vertilgt, die mich über eine komplette Woche gebracht hätten.

    „Komm, wir trinken einen Kaffee.“

    Nichts lieber als das. Und vorher schnappe ich selbst mir auch noch ein Stück Kuchen.


    Frankfurt. 15:00 Uhr.

    Sie ist neu im Laden, und sie zieht neugierige Blicke auf sich. Sie, und ich auch. Der Typ, der sie nun schon drei Stunden in Beschlag hat. Letztens in Elsdorf hab ich noch gelästert über den Typen, der wie eine Klette an Cosmina hing. Heute hänge ich selbst wie eine Klette an Ania.

    Sie bestellt uns Latte mit Espresso, dann verziehen wir uns auf eine Couch.

    „So ein Zufall. Ich bin das erste Mal wieder auf Arbeit und nur sechs Tage hier, und wir treffen uns…“

    Ich zeige mit dem Finger unbestimmt nach oben. Sie ist ebensowenig katholisch, wie ich es bin, doch sie nickt.

    „Kein Zufall.“

    Nein, kein Zufall. Der Dicke da oben wollte, dass ich Dich wiedersehe. Nein, falsch: Er wollte, dass wir uns wiedersehen. Er hat Dich in diesen Club geschickt. Er hat den Kollegen hierher geschickt, und Er hat Dich und ihn zusammengebracht. Er hat veranlasst, dass der Kollege einen Text schreibt, und mich dazu gebracht, zur rechten Zeit ins Römerforum zu schauen und ganz gegen meine Gewohnheit einen Blick in den Manhattan-Thread zu werfen.

    Es gibt immer noch viel zu erzählen. Zwischendurch verabschiedet sie sich ins Aquarium. Vorhin hatte sie mich noch gebeten, sie zu begleiten, jetzt nicht. Vielleicht macht sie schon Termine für später, ich hab keine Ahnung. Sie weiß, dass ich mich gegen fünf auf den Rückweg aufs heimische Gehöft machen muss.

    „Komm.“
    „Co teraz?“
    „Ich möchte Dich mitnehmen.“

    [Fortsetzung folgt]
     
  5. Elskhuga

    Elskhuga Präfect

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    Frankfurt, 16:00 Uhr.

    Slipping through my fingers all the time.
    I try to capture every minute,
    the feeling in it.
    Slipping through my fingers all the time.
    Do I really see what's in her mind?
    Each time I think I'm close to knowing,
    She keeps on growing.
    Slipping through my fingers all the time…

    Dieses Mal gehen wir nach oben. Sie wählt ein Zimmer ganz hinten bei den VIP-Räumen. Leider keine Spiegel, dafür aber ein Sofa in einem recht großen Zimmer.


    Wir liegen nebeneinander, befummeln und bezärteln uns. Ich weiß, dass die Uhr tickt. Ich weiß, dass ich diese immer lauter tickende Uhr nicht anhalten kann, nicht einmal mit Geld. Ich muss pünktlich los, ich muss den Sprinter nach Berlin erwischen, damit ich es in dieser Nacht noch aufs heimische Gehöft schaffe.

    Die Uhr tickt.

    Verzweifelt presse ich sie an mich. Mit Erotik hat das nichts zu tun, mit Sex noch viel weniger: Ich will sie schlicht und ergreifend festhalten. Sie muss mitbekommen, dass ich nicht so funktioniere, wie sie das gewohnt ist.

    „Was ist los mit Dir?“
    „Nichts.“

    Ich hab Dich stets in Ruhe gelassen, all die Jahre. Ich hab den Schlüssel auf dem samtenen Kissen belassen, auf dem Du ihn mir gegeben hast. Auch heute lasse ich Dich in Ruhe. Denk Dir Deinen Teil, aber frag mich nicht.

    „Darf ich Hallo! sagen?“

    Sag Hallo!, und saug mich aus. Ficken könnte ich eh nicht mehr.

    Ihr Blowjob ist gut, aber ich kenne bessere. Die Art, wie sie mich schließlich aussaugt, ist nett und geil, aber ich kenne Frauen, die das lustvoller, geiler praktizieren. Entscheidend ist, dass sie es tut.

    Irgendwann müssen wir gehen. Beim Heruntergehen:

    „Was bekommst Du?“

    Sie nennt eine Zahl, es ist zu viel, ich gebe ihr es trotzdem.

    „Machs gut, und pass auf Dich auf!“



    Frankfurt, 17:30 Uhr.

    Workbag in hand, she leaves me in the early evening.
    Waving goodbye with an absent-minded smile.
    I watch her go with a surge of that well-known sadness.
    And I have to sit down for a while.
    The feeling that I'm losing her forever,
    and without really entering her world.
    I’m glad whenever I can share her laughter,
    that funny little whore…


    Frankfurt. 18:15 Uhr.

    Über zahllose Weichen rumpelt der Sprinter aus dem Frankfurter Hauptbahnhof hinaus, fährt am Kraftwerk vorbei, biegt dann hinter dem Main in einer weiten Linkskurve ein in Richtung Osten. Mit kleinen Schlucken trinke ich meinen Venti Latte. Es ist dunkel draußen.

    Der Dicke da oben hat uns zusammengeführt und wieder getrennt. Er wird mich dafür bezahlen lassen, irgendwann: morgen, übermorgen, in einer Woche. Ich werde Schmerz und Kummer und Enttäuschung und was weiß ich sonst noch spüren. Und zu allem Überfluss weiß ich nur zu gut: Die Erinnerung wird schwinden, jeden Tag ein bisschen mehr.

    Der Zug rattert durch Hanau. Die Müdigkeit überfällt mich mit Macht.

    Jetzt kann ich schlafen.


    Berlin. 22:30 Uhr.

    Ein paar Minuten muss ich auf meinen Anschluss warten. Schnell eine Mail an einen Kollegen getippt.

    Ich träum weder davon, neben ihr einzuschlafen noch neben ihr aufzuwachen. Ich denk auch im Traum nicht dran, mir von ihr Socken waschen zu lassen, ihr den Rasen zu mähen oder mit ihr vor der Glotze abzuhängen und M jak Miłość zu schauen.

    Ich mag sie sehr. Sie ist mir sehr wichtig. Ich bin in sie verliebt, immer wieder aufs Neue. Aber ich liebe sie nicht.

    Ihr Blowjob schießt mir durchs Hirn. Nett und geil, richtig, doch entscheidend war, dass sie mir diesen Blowjob verpasst hat?

    Ich fürchte, ich belüge mich gerade selbst.


    Sonnabend.
    Nördlich Berlin. 15:00 Uhr.

    Großkampftag im Supermarkt. Lange Schlangen an den Kassen, quengelnde Kinder, trödelige Rentner, nörgelnde Eheleute.

    Eine Frau, mäßig attraktiv, leicht übergewichtig, packt an der Nachbarkasse ihren Einkauf vom Band in den Wagen. Sie hält dabei ihre Blagen im Zaum, wirkt gestresst. Ihr unsteter Blick streift mich und bleibt an mir hängen. Auf ihrem Gesicht zeigt sich plötzlich ein Lächeln.

    Erstaunlich, welche Wirkung ein Lächeln haben kann. Ich begreife, dass das Lächeln der Unbekannten nur ein Spiegel des Lächelns ist, das ich gerade auf dem Gesicht trage. Ein Spiegel des Lächelns, das sie mir aufs Gesicht gezaubert hat: Ania.

    Sometimes I wish that I could freeze the picture,
    and save it from the funny tricks of time.

    Slipping through my fingers,
    slipping through my fingers all the time.

    [Ende]
     
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  6. moravia

    moravia Volkstribun

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    Wo er Recht hat, da hat er einfach Recht. Dem ist nichts hinzuzufügen.
     
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